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Warum ein Finanzprodukt gut ist – oder auch nicht

Warum ein Finanzprodukt gut ist – oder auch nicht

Dr. Nicholas Ziegert

7. November 2022

Liebe Leserinnen und Leser,

Fast jeder kennt die werblichen Angebote von Finanzanlagen, die oft verkürzt allgemeine Trendthemen als Kaufkriterium hervorheben. In den 2000ern wurden Schiffsfonds mit dem scheinbar unendlich ansteigenden Welthandel und den Vorteilen der Tonnagesteuer angepriesen. Eine kurze Blüte erlebten sog. Film- und Medienfonds, die versprachen, dass man am Erfolg von Hollywood-Blockbustern ähnlich der großen Filmstudios teilhaben könnte. Die Lehman-Anleihen waren quasi mündelsichere Anlagen, wegen der durch Ratingagenturen als gut bescheinigten Bonität der Lehman-Bank. Was aus diesen Anlagen wurde, ist bereits Geschichte.

Aber wie kann man sich selbst vor schlechten Anlageentscheidung und insbesondere vor dem Erwerb ungeeigneter Finanzprodukte schützen?

Die gute Nachricht: das kann jeder anhand der 5 folgenden Checkpunkte. Die schlechte Nachricht ist dagegen, dass man sich etwas Zeit zur Lektüre nehmen muss. Denn fast alle wesentlichen Informationen zu einem Finanzprodukt sind für potentielle Käufer zugänglich bzw. leicht zu recherchieren. 

Folgende Fragen sollte man für sich positiv beantworten, bevor man eine Überweisung für ein Finanzprodukt tätigt:

1. Passt das Finanzprodukt zu meinen Zielen?

Egal, ob einem Aktienfonds, die Trends folgen, festverzinsliche Anleihen, oder spezielle Anlagen wie Venture Capital oder Immobilienfonds angeboten werden. Man sollte für sich immer überprüfen, ob die Laufzeit, und das Risiko-Chancen-Profil zu den eigenen Zielen passen. Wer für die notwendige Grundsicherung im Alter vorsorgen möchte, hat andere Anforderungen als die Person, die im eigenen Haus sitzt, bereits eine sichere Rente hat und in die eigene Ferienimmobilie reisen kann. Insofern ist klar, dass man zunächst prüft, ob der Zins- und Tilgungsdienst – auch bei ungewöhnlichen Ereignissen organisiert, für die wichtigen Sonderausgaben und Risiken ein Liquiditätspuffer vorhanden und die notwendigen Absicherungen und die Altersvorsorge abgeschlossen sind. Erst dann kann zum Vermögensaufbau geschritten werden. Es gilt der meist zutreffende Zusammenhang, dass je höher die Rendite, desto höher das Risiko ist. Gegenteilige Behauptungen stellen sich meist als Betrug oder schlichte Dummheit heraus. Dies heißt nicht, dass man nicht hohe Risiken eingehen darf, um hohe Renditechancen zu haben. Man muss dies aber bewusst tun.

2. Auf wen vertraue ich bzw. kann ich dem Initiator trauen?

Finanzanlagen kommen überwiegend über einen organisierten Vertrieb an das anlagesuchende Publikum.  Den Verkäufern, die im Regelfall unmittelbar oder mittelbar durch Provisionen oder Karrierevorteile motiviert sind, sollte man mit einer gesunden kritischen Grundhaltung gegenübertreten, auch, wenn dies anständige Menschen sind. Sie kommen aber nie aus dieser Interessenkollision heraus, die durch ihren potentiellen Verkaufserfolg im Gegensatz zum Ratschlag im besten Interesse des Kunden besteht. 

Insofern sollte der einfache Rat befolgt werden, jemanden Sachverständigen zu fragen, der kein eigenes Interesse am jeweiligen Produktverkauf hat. Die Verkäufer der Finanzanlagen, Bankangestellte, Vertrieb von Emissionshäusern, Finanzberater sind aber nicht die Hauptakteure, auf die man vertrauen können muss. 

Jede Finanzanlage wird von unterschiedlichen Beteiligten betrieben. Die Aktie hängt vom Management/dem Vorstand der Aktiengesellschaft ab. Ein Fonds, ob geschlossen oder offen, hängt vom Fondsmanagement bzw. dem Emissionshaus ab. Das Zertifikat oder die Anleihe hängt an der Bonität der ausgebenden/emittierenden Bank und den jeweiligen Bankmitarbeitern ab, die das Produkt strukturieren und verwalten. Man vertraut nicht einem Vertriebler sein Geld an, sondern in der Regel dem für den Vermögenswert (Unternehmen, Fonds, Immobilie etc.) zuständigen Management. 

Insofern sollte hier mindestens eine kurze Internetrecherche durchgeführt werden, um zu beurteilen, wem man sein Geld anvertraut. In den letzten Wochen vor der Lehman-Pleite gab es bereits Medienberichte mit Hinweisen auf ein verschlechtertes Rating der Bank. Und spätestens wenn die Emittenten große Partys feiern und mit Elefanten und Luxusautos auftreten, sollte man seinem gesunden Menschenverstand folgen, und von einem Investment absehen – mögen die versprochenen Renditen noch so traumhaft klingen.

3. Wer hat welches Interesse an den Einzelteilen der Wertschöpfungskette? (Kosten etc.).

Um den Lebensweg einer Finanzanlage zu verstehen, sollte man zudem die finanziellen Interessen der Beteiligten an der Wertschöpfung der Finanzanlage kennen. An der Auflage von Fonds sind die Initiatoren, Rechtsanwälte, Steuerberater, Banken, Treuhänder und andere Berater beteiligt. Alle wollen zurecht bezahlt werden. In Deutschland muss hierüber bei öffentlich angebotenen Anlagen in einem Verkaufsdokument – dem Verkaufsprospekt – detailliert Auskunft gegeben werden. Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass Depotbanken eine Gebühr erhalten, oder Initiatoren für die Planung und Strukturierung. In der Vergangenheit haben wir aber viel Fantasie bei der Erfindung von Gebührenstrukturen gefunden, die bei genauerem Hinsehen nicht nachvollziehbar waren. Auch sollten Beteiligte für eine Leistung nicht zweimal vergütet werden. 

Nicht unproblematisch sind Fälle, in denen Initiatoren sich für die allgemeine Verwaltung eines Anlagegegenstandes (z.B. eine Immobilie) und zusätzlich für den Verkauf derselben gesondert vergüten lassen. Dies sollte nur bei besonders überdurchschnittlichem Verkaufserfolg geduldet werden. Auch die risikolose Teilnahme am Renditeerfolg sollte man genau analysieren, was z.B. dann der Fall ist, wenn der Emittent sich bei Überschreiten einer sehr geringen Renditeschwelle einen deutlich überproportionalen Anteil am Gewinn sichert. Bei geschlossenen Fonds nennt man diese Schwelle „hurdle rate“. Je niedriger sie ist, desto leichter ist das Geld für den Emittenten verdient; desto höher sie ausfällt, um so mehr muss sich das Management anstrengen, auch für die Anleger gute Renditen zu erzielen. Hierbei darf nie nur auf das Argument, dass diese Gebühren „üblich“ seien, vertraut werden. Vertrauen Sie auf Ihre Intuition, ob die Vergütung für die jeweilige Dienstleistung angemessen ist. Seien Sie aber auch fair bei der Beurteilung des jeweiligen Aufwandes bei Erbringung der Dienstleistungen.

Die Initiatoren müssen bei einem Fonds die jeweiligen Gesamtkosten als Prozentsatz vom angelegten Geld mitteilen. Dies ist eine der wichtigsten Zahlen, nach der man im Prospekt schauen muss. Sind diese Verwaltungskosten deutlich über ein Prozent pro Jahr, muss dies schon durch Besonderheiten des Produktes -und insbesondere durch bessere Renditeaussichten gut begründet sein. ETFs (an der Börse gehandelte Fonds) sollten eher unter einem Prozent; bei geschlossene Fondsanlagen kann dies auch darüber liegen. Sonst ist am Ende nur eines sicher, und zwar der jährliche Verlust durch die Verwaltungsgebühren. 

4. Hängt der Erfolg von durch wenige zu beeinflussenden Einzelbedingungen ab?

Es ist in Ordnung, wenn der Erfolg von Finanzanlagen durch externe Faktoren, wie die Wettbewerbssituation, die Konjunktur, Börsenbewegungen, Devisen- und Rohstoffpreise etc. abhängen. So geht eben Wirtschaft. Vorsichtig sollte man sein, wenn das Renditeversprechen an Bedingungen hängt, die von wenigen Personen oder Personengruppen abhängen, die nicht einer öffentlichen Aufsicht unterliegen. 

Beispiele können gewisse Steuervorteile sein, die auch kurzfristig abgeschafft werden können.

Private Equity und Venture Capital können sehr abhängig von einzelnen Investitionen sein, da bei diesen die Investoren direkt in das Management des Unternehmens, in welches investiert wird, eingreifen können um etwas zu ändern. 

Dies macht die Investition häufig nicht nur abhängig von dem Markt oder dem Erfolg des Unternehmens, sondern nur dem Handel einer wenigen Personen. Dies kann natürlich auch einen sehr positiven Effekt auf die Rendite haben, aber macht diese Art der Investition, die immer nur auf sehr wenigen Faktoren beharren sehr riskant.  Deshalb ist es so wichtig, bei einer Investition immer darauf zu achten, dass die Kursentwicklung oder die Rendite nicht nur von ein paar wenigen und riskanten Faktoren abhängt. 

5. Wie werde ich das Finanzprodukt wieder los?

Am Ende will man die Finanzanlage wieder in Geld eintauschen, sprich verkaufen können. Wenn dies so einfach wie an den Börsen ist, spricht man von einer gute Liquidität der Anlage. Man kann eine Aktie zu fast jeder Zeit über Börsen verkaufen, weil immer ausreichend Käufer zur Verfügung stehen.

Viele Anlageprodukte, wie z.B. Anleihen, Zertifikate oder auch geschlossene Fonds haben jedoch eine feste Laufzeit. Das bedeutet, dass man etwa in einem, oder manchmal auch erst nach 12-15 Jahren, eine Auszahlung erwarten darf. Vorher gibt es keinen organisierten Markt oder eine Börse. Dies ist meist gerechtfertigt: Ein Unternehmen nimmt über eine Anleihe Fremdkapital auf, um damit zu arbeiten oder zu investieren. Ein Private Equity Fonds kauft Unternehmen, entwickelt diese über Jahre weiter und verkauft sie erst im Anschluss. Zwar steht es einem jederzeit frei, auch während der festen Laufzeiten, Käufer zu finden. Aber wen kennt man schon als Privatanleger, der einem Finanzanlagen abkauft, und zu welchem Preis? 

In manchen Anlageklasse haben sich für den vorzeitigen Verkauf sog. Zweitmarkt-Plattformen entwickelt. Diese funktionieren ähnlich der Börse, indem sie Angebote zum Verkauf über eine Plattform an potentielle Käufer vermitteln. Jedoch sind auch diese Plattformen meist nicht so groß, dass sie Käufer für jedes Produkt garantieren können. Oft bieten auch die Initiatoren der Finanzanlagen oder Finanzmakler an, sich um einen Verkauf zu kümmern, wenn die der Erwerber möchte. Der Nachteil ist aber meist, dass eine nicht unwesentliche Maklergebühr bezahlt werden muss und mangels liquiden Markt auch Preisabschläge in Kauf genommen werden müssen.

Kurz: Ob man tatsächlich und auch in besonderen Lebenslagen eine längere Laufzeit durchhalten kann, sollte man sich ehrlich beantworten.

6. Fazit

Ein bisschen Lektüre und gesunder Menschenverstand sind alles, was es für eine gute Anlageentscheidung bedarf. Das heißt nicht, dass man Verluste immer vermeidet, oder nicht doch einmal Opfer eines Betruges wird. Aber langfristig wird der Umstand, nicht allein auf Verkäuferaussagen zu vertrauen, sondern seine Checklisten durchzugehen zu insgesamt besseren Anlage Ergebnissen führen.

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Hoher Anspruch an Wealth Manager durch junge Millionäre

Hoher Anspruch an Wealth Manager durch junge Millionäre

Philipp Rothe

14. Juni 2022

Liebe Leserinnen und Leser,

unbestritten haben die Folgen der Corona-Krise und des Kriegs in der Ukraine das Anlageverhalten und die Vermögenssituation in Millionärshaushalten in den letzten beiden Jahren verändert. Die jüngste Veröffentlichung des World Health Reports von Capgemini haben wir deshalb zum Anlass genommen, die Entwicklungen in 7 Thesen zu kommentieren:

  1. Die Zahl der Millionärshaushalte steigt in Deutschland nach wie vor an (zu den Gründen siehe weiter unten). Dies ist eine gute Nachricht für Dienstleister rund um die Vermögensverwaltung. Interessant ist, wie sich die Gruppe der Vermögenden verändert. Neue Vermögen entstehen natürlich weiterhin durch Erbschaften, jedoch überwiegend durch persönliche Erfolge im Beruf oder mit Unternehmertum. Und, neue Vermögen entstehen nicht selten mit einem Auslandsbezug, sei es durch ausländische Arbeitgeber, Unternehmen, oder grenzüberschreitende familiäre Verbindungen (14% der Millionäre haben Migrations Hintergrund, Quelle: DIW, 2020).
 
  1. Die Vermögen sind relativ gleichmäßig zwischen den einzelnen Assetklassen – Cash – Fixed Income – Real Estate – Equity und Alternative Investments – diversifiziert.
Quelle: Capgemini Wolrd Wealth Report 2022

Unsere OWNLY Statistik 2022 umfasst die tatsächlich durch Privatpersonen eingegebenen Vermögenswerte, inklusive der selbstgenutzten Immobilien und Luxusgütern. Deshalb haben hier die Immobilienvermögen in der Allokation ein höheren Anteil am Gesamtvermögen. Die Aussage, dass Millionärshaushalte eine gute Diversifizierung einhalten ist aber auch hierdurch bestätigt.

  1. Eindeutig wächst die Bedeutung von Alternativen Anlagen und hier insbesondere der Bereich Private Equity. Der Equity-Bereich, also im Wesentlichen Aktienvermögen, sank seit 2018 leicht auf 24% des frei investierbaren Vermögens. Die Dienstleister im Wealth Management müssen sich verstärkt mit dem Bedarf nach Multi-Asset-Beratung auseinandersetzen. Der Anspruch an die Beratungskompetenz der Vermögensverwalter wird einerseits steigen und eine größere Breite abdecken müssen, andererseits wird auch die Spezialisierung innerhalb der einzelnen Assetklassen zunehmen. In beiden Bereichen wird der Markt wachsen.
  1. Die Cagemini-Studie besagt, dass 72% der Millionärshaushalte (weltweit) bereits in Kryptowährungen investiert haben (von den unter 40 jährigen sind es 91%). Die aktuellen Verwerfungen an den Kryptobörsen werden hier sicher Spuren hinterlassen. Als Teil der Asset-Allokation haben sich Kryptowährungen und Tokens jedoch bereits etabliert. Jüngst bauen vermehrt klassische Finanzinstitute Dienstleistungen (Allokationsberatung, Research, Kryptoverwahrung, Fonds etc.) in diesem Bereich auf, nachdem Banken sich bisher wenig mit diesem – zugegebener Maßen wilden – Markt befasst haben. Bei OWNLY Family war der Anteil der Kryptowährungen überdurchschnittlich gestiegen, was aber sicherlich durch ein deutlich stärkeres Interesse der Nutzergruppe an Technologiethemen geprägt ist. Mit dem jüngsten Kursrückgang sind aber auch hier die Vermögenswerte gesunken.
  1. ESG – Environmental – Social – Governance – spielt bei der jüngeren Generation eine immer wichtigere Rolle bei der Investitionsentscheidung. Eine Zuspitzung dieses Trends ist das sog. „Impact Investment“, mit dem man direkten Einfluss auf ESG-Themen in bestimmten Bereichen nehmen will. Oftmals in einem Umfeld, wo der Staat überfordert ist und rein gewinnorientierte Unternehmen keine Renditechancen sehen. Beispiele können Infrastrukturen in Entwicklungsländern sein, welche Zugang zu Trinkwasser bieten oder andere Aspekte des sozialen Wohlergehens verfolgen. Hier hat sich die jüngere Generation einem weiteren Aspekt des politischen Engagements eröffnet.
  1. Vermögende waren nie eine homogene Gruppe. Jedoch wird den verschiedenen Dienstleistungsbedürfnissen der unterschiedlichen Lebenssituation und Motive der Vermögensverwaltung mehr Aufmerksamkeit geschenkt werden müssen. Die Dienstleistungen der Vermögensverwalter müssen sich in ihrer Ausrichtung ein Beispiel an Family Offices nehmen, die höchst individuell den Bedürfnissen und Vermögenszielen ihrer Mandanten, die über reine Renditeerzielung hinausgehen, gerecht werden. Letztendlich dient das Vermögen einem höchst individuellen Lebensstil, muss unterschiedlichen Biografien gerecht werden und dient der Einflussnahme. Und schließlich darf die Beschäftigung mit dem eigenen Vermögen auch Spaß machen, was insbesondere bei der jüngeren Generation eine Tendenz in zur „Gamification“ der Vermögensanlage nach sich zieht (siehe den Trend bei sog. Neobrokern). Auch das Luxusgütersegment, wie etwa Kunst, Oldtimer, Handtaschen („Birkin-Bag“), Uhren oder Yachten wandelt sich von einem bloßen Konsumgut zu einem echten Teil der Asset-Allokation.
  1. Und schließlich wandelt sich die Art, wie Dienstleistungen im Wealth Management und der Vermögensverwaltung entgegengenommen werden. Je jünger die Vermögenden sind, umso mehr nutzen Sie hybride Modelle aus digitalen und analogen Beratungs- und Informationsangeboten. Zudem probieren sie schneller neue Angebote aus und wechseln häufiger den Anbieter. Erfolgreiche Wealth Manager binden ihre Kunden in ein umfassendes Ökosystem ein, welches sowohl „Selfservice“- als auch klassische Beratung ermöglicht. Zudem sollte das Ökosystem immer auch neue spannende Inhalte bieten, um Kunden Anreize zu geben, sich immer wieder neu, mit ihrem Vermögen zu beschäftigen. 
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Alternative Rentabilität – warum Nebeneffekte wichtige Gewinne sein können

Alternative Rentabilität – warum Nebeneffekte wichtige Gewinne sein können

marketing@ownly.de

25. Juli 2017

In der Theorie bemisst sich der Wert einer Anlage an den zurückfließenden Geldströmen und der daraus errechenbaren Rendite. Entscheidungen über Geldanlagen sind also theoretisch rein zahlenbasiert. In der Realität werden wir bei unseren Investitionsentscheidungen jedoch alle von höchst unterschiedlichen, nicht rein renditebasierten Motiven, geleitet. Wir erwarten von einem Investment mithin auch andere Vorteile, die wir hier „alternative Rendite“* nennen wollen.

Besonders sichtbar ist dies beim Erwerb von Ferienimmobilien, die meist vermietet werden, um einen Überschuss zu erwirtschaften. Aber natürlich ist der Urlaub in der eigenen Wohnung mit Blick auf das Wasser ein Mehrwert. Dies kann bis zu dem Gefühl, ein zusätzliches Stück Heimat gewonnen zu haben, reichen.

Jedoch gilt es nicht als rational genug, Investitionsentscheidungen aufgrund alternativer Renditen zu treffen. Zumal es keine geeigneten Kennzahlen dafür gibt.

Die tatsächliche Bedeutung alternativer Renditen zeigt sich insbesondere bei Anlagen außerhalb der klassischen Finanzmärkte. Kunstkäufer wollen oft mit Wertsteigerungen der erworbenen Werke auch eine Rendite generieren. Nähmen sie aber dem Kunstinvestor die Spannung bei Auktionen, den Kontakt zu Künstlern, die Teilnahme an Kunstausstellungen etc. weg, würde ihm viel „Wert“ bzw. alternative Rendite fehlen.

Nicht unähnlich ist die Motivationslage von Business Angels, die fünf bis siebenstellige Summen in junge Start-ups mit sehr unsicheren Aussichten investieren. Man muss schon gut diversifiziert sein und jahrelang investieren, um eine risikoadäquate Gesamtrendite, die dann leicht über dem Aktienmarkt liegen sollte, mit seinem Portfolio einzufahren. Dies wird man mit anderen Anlagen mit weniger Spannungskurven sicherlich auch hinbekommen. Aber, und darauf kommt es vielen Business Angels an, es wird eingetaucht in Zukunftstechnologien, man trifft enthusiastische Gründer, kann sein Wissen weitergeben und erhält durch das Investorennetzwerk weitere Impulse für den eigenen Beruf. Bliebe nur die schnöde Rendite, bliebe dieser Investitionsbereich sicher deutlich trockener.

Große Firmen haben weniger Schwierigkeiten zuzugeben, dass alternative Renditen eine wesentliche Grundlage der Investitionsentscheidungen ist. Hier heißen die alternativen Renditen dann „strategische Ziele“.

Diese werden dann als Grund für eine Investition angegeben, wenn tatsächliche Überschüsse aus dem Anlageobjekt – meist junge Technologieunternehmen – kurzfristig nicht zu erwarten sind. Strategische Ziele sind in diesen Fällen u.a. der Zugang zu Technologie und Talenten, Dokumentation der Zukunftsfähigkeit, die Ausschaltung von potentiellen Wettbewerbern oder Hilfeleistungen für andere Konzernteile. Nicht umsonst gehören diese Art von Investitionen für Aktienanalysten auch zur „Story“ des Unternehmens.

Trauen wir uns also zuzugeben, dass nicht nur der Cashflow aus dem Anlageobjekt wichtig für unsere Entscheidungen ist, sondern sehr wohl die breite Palette von Mehrwerten aus dem Ökosystem der Assets. Und wem es in dieser Form einfacher fällt, der rechnet einfach die Erfahrungen aus einer Start-up-Beteiligung in Seminarkosten um, und schlägt diese auf den monetären Ertrag drauf. Dann klappt es auch wieder mit den Kennzahlen.

*Ein Dank geht an Herrn Roman Daniels, von dem ich diesen Begriff gelernt habe.

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