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Wirtschaftsstandort Deutschland – warum Charakter über Aussehen geht

Wirtschaftsstandort Deutschland – warum Charakter über Aussehen geht

marketing@ownly.de

25. Januar 2021

Irgendetwas macht Deutschland falsch: Man mag uns nicht, zumindest nicht besonders.

Dabei bietet unser Land natürliche Vielfalt – Berge im Süden und Meer im Norden –, wir haben DIE Mannschaft, Schlagermusik, Autobahnen ohne Tempolimit und mit Abstand das beste Bier.

Gleichzeitig sind wir Heimat der Currywurst, des Oktoberfests und der Kohlroulade und trotzdem scheint unsere Attraktivität im internationalen Vergleich eher mittelmäßig abzuschneiden.

Viel erschütternder noch: man mag die Ex-Europäer von der Insel lieber als uns; Baked Beans statt Butterspätzle. Gleichzeitig mussten wir zu Beginn dieses Jahres völlig fassungslos feststellen, dass man uns sogar noch weniger liebt, als in der Vergangenheit, ganze 5 Beliebtheits-Plätze haben wir in den letzten 14 Jahren verloren. Puh.

Der Grund: Unsere Steuersätze seien zu hoch, unsere Produktivität zu niedrig, unsere Arbeitskräfte zu gut bezahlt.

So oder so ähnlich fasst es die Studie Länderindex Familienunternehmen zusammen, die jährlich im Auftrag einiger Mittelständler durchgeführt wird und das Jahr 2021 zumindest hierzulande mit einem Stirnrunzeln beginnen ließ.

Der Wirtschaftsstandort Deutschland ist in Gefahr

Glaubt man den Analysen der Wirtschaftsforscher, steuert Deutschlands Ökonomie auf den Abgrund zu, wenn man nicht dringlichst dafür sorge, dass wir ein bisschen mehr so würden, wie die USA. In diesen Zeiten eine gewagte Forderung.

Die Studie misst die relative Attraktivität von 21 Industriestaaten an inländischen Faktoren, die neben staatlichen Rahmenbedingungen (Steuersätze, Regulierung, Institutionen) auch Kostenfaktoren und Verfügbarkeitsprüfungen (Infrastruktur, Arbeitskräfte, Finanzierung) umfassen. Ergebnis ist anschließend ein Ranking, dass Deutschland dieses Jahr auf Platz 17 verortete, knapp vor hochverschuldeten Staaten wie Italien, Spanien und Portugal.

Gleichzeitig kletterten Polen und Tschechien jeweils sechs beziehungsweise vier Plätze nach oben; die Niederlande heimst die Bronzemedaille ein und machte damit seit 2006 sieben Plätze gut. Grund: Die Infrastruktur wurde in diesen Ländern in den letzten Jahren optimiert, große Summen in Digitalisierungsprojekte investiert. Gleichzeitig werden osteuropäische Länder auch für internationale Investoren immer interessanter und sorgen so für eine erhöhte Verfügbarkeit an Kapital im Land. Das Ranking freut’s.

Doch was genau macht Deutschland für Familienunternehmen so wahnsinnig unattraktiv?

Da wäre zunächst einmal die – für ein Industrieland – reichlich mangelhafte Infrastruktur. Wer regelmäßig Zug fährt kennt’s, zwischen Berlin und Hamburg herrscht ein Funkloch mit einem scheinbaren Durchmesser mehrerer hundert Kilometer. Gleichzeitig schreitet die Digitalisierung – zumindest schritt sie es vor der Corona-Krise – hierzulande mit Gehstock voran; technische Innovationsmarathons werden eher zwischen den USA und Asien ausgetragen. Das jährlich investierte Wagniskapital Deutschlands liegt, gemessen am Bruttoinlandsprodukt, weit abgeschlagen hinter den üblichen Verdächtigen.

Was Deutschlands Situation ferner problematisch macht: Während hierzulande über das Streckenmonopol unseres bundeseigenen Eisenbahnkonzerns und die Gefährdung seiner Position durch günstige Fernbusanbieter diskutiert wird, wird die Zukunft des Transportwesens ohne uns gestaltet. EC und ICE sehen neben den Hochgeschwindigkeitszügen Chinas, die mit einer Geschwindigkeit von 350 Stundenkilometern und futuristischer Eleganz durchs Land gleiten, reichlich blass aus. Staatliche Regulierung und deutsche Bürokratie wirken in dieser Hinsicht kaum förderlich.

Hinzu kommt, dass unsere Energiepreise vergleichsweise hoch sind – Nachhaltigkeit hat eben ihren Preis und der sorgsame Umgang mit natürlichen Ressourcen will gefördert werden.

Was uns außerdem unattraktiv macht: Ein hoher Unternehmenssteuersatz (für die einen zu hoch, für die anderen immer noch nicht hoch genug), hohe Lohnkosten und trotz dessen nur mangelhafte Produktivität – oder wie wir sie nennen: Work-Life-Balance.

Wie viel Wahrheit steckt im Standortranking wirklich? 

Ist es nicht vielleicht doch alles eine Frage der Perspektive?

Im europäischen Vergleich ist Deutschlands Arbeitslosenquote vorbildlich niedrig und während anderorts Tätigkeit nicht mit zwangsläufig mit der Sicherung des Lebensunterhaltes einhergeht, so ist es hierzulande zumindest das Bestreben. Lohnkosten hin oder her – wie attraktiv kann ein Standort tatsächlich sein, dessen Erfolg auf überarbeiteten und unterbezahlten Fachkräften gründet?

Gleichzeitig sind unsere Steuersätze hoch, allerdings ist dies auch das Angebot an verfügbaren Sozialleistungen. Soziale Sicherheit hat nun mal ihren Preis – einen, den die Mehrheit der Deutschen auch gewillt ist zu zahlen. Die USA konnten durch massive Steuersenkungen im Jahr 2018 – Halbzeit von Trumps Präsidentschaft, die bis dahin wenig früchtetragend gewesen war und nun die Einlösung seines Wahlversprechens forderte – Bonuspunkte im Ranking sammeln. Gleichzeit fehlten jedoch durch die Senkung des Kapitalsteuersatzes wichtige staatliche Einnahmen, die in der aktuellen Corona-Krise mehr als notwendig gewesen wären.

Deutschland einigte sich im Staatsvertrag zwischen Ost und West 1990 auf das Konzept einer sozialen Marktwirtschaft – mit der Betonung auf dem sozialen Aspekt, der der Wirtschaft vorangestellt wird. Es geht um ein funktionierendes Gleichgewicht, eine Symbiose zwischen Kapital und sozialem Korrektiv, Freiheit und Ausgleich. Dieser Ausgleich fordert seinen Tribut.

Einen, der es wert ist. Und einen der uns zeigt, dass Aussehen nicht alles ist und es langfristig auf den Charakter ankommt.

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Be Your Own Bank

Be Your Own Bank

marketing@ownly.de

16. September 2016

Die Bankindustrie ist aufgewacht. Täglich berichten die Wirtschaftsmedien über neue digitale Ausflüge großer und kleiner deutscher Banken in die Welt der FinTechs und des digitalen Bankings. Kleinere Banken wie die Sutor Bank aus Hamburg bieten ihre Banksysteme als Plattformen für FinTechs, wie z.B. die Riester-Sparplan-Plattform Fairr an. Mittlere Banken, wie die Wirecard Bank liefern die Infrastruktur für moderne Konten wie number26. Große Banken, wie die Deutsche Bank verkünden gar, hunderte Millionen Euro in eine neue Digitalfabrik zu investieren und verkünden die Zusammenarbeit mit ausgewählten FinTech-Start-ups.

Andere, wie die Sparkassen- und Volksbankengruppen, haben das Thema mobiles Banking ebenfalls als wichtig erkannt, hadern jedoch mit großen Lösungen für die jeweilige Gesamtgruppe.

Was hat diesen Aktionismus ausgelöst?

Vor wenigen Jahren war das Thema FinTech bei Bankern eher als eines der kleinen Blüten der Start-up-Szene bekannt, die bekanntlich auch sehr vergänglich sein können. Ein Abwarten war die vorherrschende Strategie. Ernst genommen hat das Thema FinTech bis 2014 jedenfalls kaum eine deutsche Bank. Jetzt aber, wo eine ganze Generation neuer Kunden droht, sich nicht zuerst an die Hausbank, sondern an eine coole digitale Plattform zu wenden, müssen die etablierten Banken Gegenmaßnahmen ergreifen.

FinTechs suchen sich einzelne Bereiche aus dem Angebot von Banken heraus, und interpretieren die Dienstleistungen und Produkte im Angesicht der digitalen Möglichkeiten neu. Dabei zielen FinTechs auf die angreifbaren Schwachpunkte der Banken, sei es mit der angenehmeren Nutzbarkeit für die Kunden durch eine schöne User Experience („UX“), sei es durch neue Geschäftsmodelle, wie das Peer-to-Peer-Lending, oder dadurch, dass einer breiteren Kundenschicht Hilfsmittel an die Hand gegeben werden, die bisher nur professionellen Investoren zur Verfügung standen. Zu letzteren gehören die zahlreichen Robo-Adviser, die Algorithmen einsetzen, die Banken bisher als ihr Betriebsgeheimnis hüteten und deren Resultate teuer verkaufen konnten.

FinTechs haben verinnerlicht, dass die Kunden eine hohe Transparenz und eine jederzeitige Verfügbarkeit von Dienstleistungen und Produkten zu schätzen wissen. Mehr noch: junge Kunden fordern geradezu das Produkt, welches in Vergleichen am besten abschneidet. Eine Bindung an ein einzelnes Bankinstitut verliert dagegen an Bedeutung.

Und hier liegen auch die Grenzen des Möglichen für die Banken. Da Kunden gerade nicht mehr ein Bankprodukt haben wollen, weil es von einer bestimmten Bank(-marke) kommt, sondern, weil es im Vergleich am besten abschneidet, wird neuen Plattformen der Banken eine entsprechende Skepsis entgegen-gebracht werden.

Wie sieht aber ein Gegenmodell aus?

Stellen wir uns einmal das Banking in drei Jahren so vor:

Sie nutzen eine Applikation z.B. mit dem Namen Beyoba – Be your own bank (Anm: das Konzept und der Name sind bisher keine Realität), die ihnen alle finanziellen Informationen aggregiert darstellt, analysiert und sie bei finanziellen Entscheidungen unterstützt und berät. In der Mitte ihres Dashboards haben sie ihren aktuellen Vermögensstand, inklusive Konten, Depots, Immobilien und sonstige Anlagen übersichtlich und mit Kennzahlen versehen angeordnet. Benötigen sie ein neues Finanzprodukt, ob Kredit oder Fonds, greift Beyoba auf ihre hinterlegte Anlagestrategie zurück und wählt aus den weltweit verfügbaren Angeboten das passende aus. Sie erhalten Produktvorschläge und können sofort testen, wie sich ihre Asset Allokation mit den neuen Produkten verändern würde. Eine Eröffnung einer neuen Bankverbindung ist nicht mehr notwendig, weil alle Produkte von anderen Banken in den von Ihnen gehaltenen Konten abgebildet werden können. Sollte hier einmal eine Ausnahme, wie z.B. bei einem Bankkredit, eintreten, so ermöglicht die Onlineauthentifizierung über den Iris-Scanner, eine in wenigen Augenblicken mögliche Konto-eröffnung bei einer anderen Bank, ob in Singapur oder New York.

Die Ideen hierzu sind schier unendlich. Die Kernentwicklungen sind jedoch, dass die Hausbanken ihre zentrale Rolle verlieren, weil die Kenntnis des Kunden mit allen seinen Daten längst auf die neue Plattform gewandert ist und der Nutzer selbst Herr seiner Daten und Analysen ist. Der Banking Kunde wandelt sich somit von einem vom Hoheitswissen der Hausbank abhängigen Kunden zu einem unabhängigen und gut informierten Self-Service Nutzer.

Selbst, wenn die höchst individuelle Beratung über das digital mögliche hinaus benötigt wird, sucht Beyoba den passenden Berater mit entsprechender Fachexpertise heraus. Beyoba besitzt nicht die Daten des Kunden, sondern macht die Datennutzung ausschließlich im Interesse des Kunden nutzbar.

Welche Interessenskonflikte müssten Banken in solch einer Welt aushalten, wollten sie ihren Kunden mit den neuen digitalen Möglichkeiten das jeweils weltweit beste Produkt anbieten und auf der anderen Seite, eigene Fonds, Sparprodukte, Vermögens-verwaltungs-mandate etc. vertreiben?

Die Zukunft wird zeigen, ob das möglich ist.

Ihr Download ist bereit.