Mein Ehemann, der Karriere-Killer – warum sich die Karriereleiter in High Heels schwer(er) erklimmen lässt

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12. März 2021

Es ist wieder einmal Frauentag. Dieser eine Tag, an dem im Angesicht vollkommener Ernüchterung festgestellt wird, dass Gleichberechtigung nach wie vor ein Ideal zu sein scheint und die stetig wachsenden Bemühungen auf dem Weg hin zu dieser schlichtweg noch nicht ausreichen. Es ist der Tag, an dem weltweit mit lauter Stimme dazu aufgerufen wird, endlich nachhaltig etwas zu ändern, während sich an den übrigen 364 Tagen des Jahres der Alltagswahnsinn über die Problematik der ewigen Ungleichheit zu legen scheint.

Da ist zum einen der Gender Pay Gap, der Gender Pension Gap, der Gender Lifetime Earnings Gap. Jede Menge Gaps und jede Menge Luft nach oben. Seit nicht allzu langer Zeit kommt nun der Gender Care Gap erschwerend hinzu, ein Maßstab für die Beurteilung der Verteilung der unbezahlten Sorgearbeit. Auch hier ein großer Gap, eine Kluft. 52% tief ist sie und wagt man den Blick hinein, stellt man fest, dass Frauen mehr als anderthalb Mal so viel Sorgearbeit leisten, die weder in die Berechnung der Wirtschaftsleistung fließt, noch zur sozialen Absicherung beiträgt.

Ursprung des Problems: Unsere Männer. Denn diese sind, glaubt man dem Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung, schlichtweg zu alt. Die Forscher legen ihrer These eine simple Berechnung zugrunde: Je älter der Mann im Vergleich zu seiner Partnerin, desto geringer ihre Karrierechancen.  

Will die emanzipierte Frau von heute nun also nicht nur keine Millionäre mehr, sondern auch keine älteren Männer?

Ganz im Gegenteil. Insbesondere in Deutschland sind ältere Männer gefragt, Platz vier belegt unser Land im weltweiten Vergleich des Altersunterschiedes in Partnerschaften. 3,2 Jahre liegen durchschnittlich zwischen beiden Partnern; 3,2 Jahre, die sich nachhaltig auf die Erwerbsbiografie beider auswirken. Das ältere der beiden Elternteile ist häufig beruflich etablierter und übernimmt folglich bei Geburt der Kinder die Rolle des finanziellen Versorgers. Frau tritt im Beruf nun kürzer, widmet sich erwähnter unbezahlter Sorgearbeit und treibt damit die Weitung des Gender Care Gaps voran. Ein Rückgang zu traditionellen Rollenbildern, Retraditionalisierung.

Während der männliche Stundenlohn seinen Höhepunkt durchschnittlich im Alter von 47 Jahren erreicht, ist für uns Frauen häufig mit 30 Schluss. In diesem Alter bekommt eine Frau in Deutschland durchschnittlich ihr erstes Kind, während sich ihre Kollegen – ungeachtet des Geschlechts – dem Erklimmen der Karriereleiter widmen.

Bei späterer Rückkehr in den Beruf, sind die übrigen Mitarbeiter in den letzten Jahren große Schritte vorausgeeilt, der Anschluss ist nun nahezu unmöglich. Dies befeuert wiederum den Gender Pay Gap und weitet auch den Gender Pension Gap aus – die zukünftigen weiblichen Alterssicherungsleistungen liegen weit unter denen der Männer. Eine schier endlose Kette an blau-rosa Dominosteinen, bei denen nur die pinken umzufallen scheinen.

Wie also nachhaltig gegensteuern?

Die vergangenen Diskussionen in Politik und Wirtschaft zeigen, dass wir die eine, die richtige Lösung – vorausgesetzt es gibt sie – noch nicht gefunden zu haben scheinen.

Eine Frauenquote in der Bundeswehr macht realistisch betrachtet nur bedingt Sinn, genauso kann biologisch nachvollzogen werden, dass soziale Berufe häufiger von Frauen ergriffen werden, als von Männern. Wie wirksam ist es also tatsächlich, künstlich an den Stellschrauben zu drehen, bis das System im völligen Gleichschritt voranschreitet? Bedingt.

Es gibt sie, Soldatinnen und Kindergärtner, Bankerinnen und Altenpfleger, Managerinnen und Sozialarbeiter. Aber genauso gibt es Frauen, die soziale Aufgaben mit Hingabe, Empathie und Enthusiasmus ausüben und nicht weniger emanzipiert sind.

Es geht weniger um die Quote, um die Zahl an sich, als um die Anerkennung und Wertschätzung die Frauen und Männern gleichermaßen, unabhängig ihrer Tätigkeit, entgegenzubringen ist. Der Gender Care Gap sollte nur so weit sein, wie wir Frauen es wollen. Unsere Entscheidung sollte niemals zwischen Karriere oder Kindern fallen müssen und gleichzeitig muss es vollkommen in Ordnung sein, sich guten Gewissens für eine der beiden Seiten zu entscheiden.

Um dies aber tun zu können, müssen wir unser bisheriges System weiterhin tüchtig entrümpeln. Sorgearbeit muss für all jene entlohnt werden, die ihre Zeit und Energie der Entwicklung ihrer Kinder widmen, während gleichzeitig Betreuung für Frauen mit beruflichen Entwicklungswünschen sichergestellt wird.

Die Karriereleiter mag auf High Heels vielleicht manchmal etwas wackelig erscheinen. Aber solange wir nach oben wollen, ist sie eines ganz sicher nicht – unmöglich zu erklimmen.

 

 

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