Liebe Leserinnen und Leser,
Fast jeder kennt die werblichen Angebote von Finanzanlagen, die oft verkürzt allgemeine Trendthemen als Kaufkriterium hervorheben. In den 2000ern wurden Schiffsfonds mit dem scheinbar unendlich ansteigenden Welthandel und den Vorteilen der Tonnagesteuer angepriesen. Eine kurze Blüte erlebten sog. Film- und Medienfonds, die versprachen, dass man am Erfolg von Hollywood-Blockbustern ähnlich der großen Filmstudios teilhaben könnte. Die Lehman-Anleihen waren quasi mündelsichere Anlagen, wegen der durch Ratingagenturen als gut bescheinigten Bonität der Lehman-Bank. Was aus diesen Anlagen wurde, ist bereits Geschichte.
Aber wie kann man sich selbst vor schlechten Anlageentscheidung und insbesondere vor dem Erwerb ungeeigneter Finanzprodukte schützen?
Die gute Nachricht: das kann jeder anhand der 5 folgenden Checkpunkte. Die schlechte Nachricht ist dagegen, dass man sich etwas Zeit zur Lektüre nehmen muss. Denn fast alle wesentlichen Informationen zu einem Finanzprodukt sind für potentielle Käufer zugänglich bzw. leicht zu recherchieren.
Folgende Fragen sollte man für sich positiv beantworten, bevor man eine Überweisung für ein Finanzprodukt tätigt:
Egal, ob einem Aktienfonds, die Trends folgen, festverzinsliche Anleihen, oder spezielle Anlagen wie Venture Capital oder Immobilienfonds angeboten werden. Man sollte für sich immer überprüfen, ob die Laufzeit, und das Risiko-Chancen-Profil zu den eigenen Zielen passen. Wer für die notwendige Grundsicherung im Alter vorsorgen möchte, hat andere Anforderungen als die Person, die im eigenen Haus sitzt, bereits eine sichere Rente hat und in die eigene Ferienimmobilie reisen kann. Insofern ist klar, dass man zunächst prüft, ob der Zins- und Tilgungsdienst – auch bei ungewöhnlichen Ereignissen organisiert, für die wichtigen Sonderausgaben und Risiken ein Liquiditätspuffer vorhanden und die notwendigen Absicherungen und die Altersvorsorge abgeschlossen sind. Erst dann kann zum Vermögensaufbau geschritten werden. Es gilt der meist zutreffende Zusammenhang, dass je höher die Rendite, desto höher das Risiko ist. Gegenteilige Behauptungen stellen sich meist als Betrug oder schlichte Dummheit heraus. Dies heißt nicht, dass man nicht hohe Risiken eingehen darf, um hohe Renditechancen zu haben. Man muss dies aber bewusst tun.
Finanzanlagen kommen überwiegend über einen organisierten Vertrieb an das anlagesuchende Publikum. Den Verkäufern, die im Regelfall unmittelbar oder mittelbar durch Provisionen oder Karrierevorteile motiviert sind, sollte man mit einer gesunden kritischen Grundhaltung gegenübertreten, auch, wenn dies anständige Menschen sind. Sie kommen aber nie aus dieser Interessenkollision heraus, die durch ihren potentiellen Verkaufserfolg im Gegensatz zum Ratschlag im besten Interesse des Kunden besteht.
Insofern sollte der einfache Rat befolgt werden, jemanden Sachverständigen zu fragen, der kein eigenes Interesse am jeweiligen Produktverkauf hat. Die Verkäufer der Finanzanlagen, Bankangestellte, Vertrieb von Emissionshäusern, Finanzberater sind aber nicht die Hauptakteure, auf die man vertrauen können muss.
Jede Finanzanlage wird von unterschiedlichen Beteiligten betrieben. Die Aktie hängt vom Management/dem Vorstand der Aktiengesellschaft ab. Ein Fonds, ob geschlossen oder offen, hängt vom Fondsmanagement bzw. dem Emissionshaus ab. Das Zertifikat oder die Anleihe hängt an der Bonität der ausgebenden/emittierenden Bank und den jeweiligen Bankmitarbeitern ab, die das Produkt strukturieren und verwalten. Man vertraut nicht einem Vertriebler sein Geld an, sondern in der Regel dem für den Vermögenswert (Unternehmen, Fonds, Immobilie etc.) zuständigen Management.
Insofern sollte hier mindestens eine kurze Internetrecherche durchgeführt werden, um zu beurteilen, wem man sein Geld anvertraut. In den letzten Wochen vor der Lehman-Pleite gab es bereits Medienberichte mit Hinweisen auf ein verschlechtertes Rating der Bank. Und spätestens wenn die Emittenten große Partys feiern und mit Elefanten und Luxusautos auftreten, sollte man seinem gesunden Menschenverstand folgen, und von einem Investment absehen – mögen die versprochenen Renditen noch so traumhaft klingen.
Um den Lebensweg einer Finanzanlage zu verstehen, sollte man zudem die finanziellen Interessen der Beteiligten an der Wertschöpfung der Finanzanlage kennen. An der Auflage von Fonds sind die Initiatoren, Rechtsanwälte, Steuerberater, Banken, Treuhänder und andere Berater beteiligt. Alle wollen zurecht bezahlt werden. In Deutschland muss hierüber bei öffentlich angebotenen Anlagen in einem Verkaufsdokument – dem Verkaufsprospekt – detailliert Auskunft gegeben werden. Es ist nichts dagegen einzuwenden, dass Depotbanken eine Gebühr erhalten, oder Initiatoren für die Planung und Strukturierung. In der Vergangenheit haben wir aber viel Fantasie bei der Erfindung von Gebührenstrukturen gefunden, die bei genauerem Hinsehen nicht nachvollziehbar waren. Auch sollten Beteiligte für eine Leistung nicht zweimal vergütet werden.
Nicht unproblematisch sind Fälle, in denen Initiatoren sich für die allgemeine Verwaltung eines Anlagegegenstandes (z.B. eine Immobilie) und zusätzlich für den Verkauf derselben gesondert vergüten lassen. Dies sollte nur bei besonders überdurchschnittlichem Verkaufserfolg geduldet werden. Auch die risikolose Teilnahme am Renditeerfolg sollte man genau analysieren, was z.B. dann der Fall ist, wenn der Emittent sich bei Überschreiten einer sehr geringen Renditeschwelle einen deutlich überproportionalen Anteil am Gewinn sichert. Bei geschlossenen Fonds nennt man diese Schwelle „hurdle rate“. Je niedriger sie ist, desto leichter ist das Geld für den Emittenten verdient; desto höher sie ausfällt, um so mehr muss sich das Management anstrengen, auch für die Anleger gute Renditen zu erzielen. Hierbei darf nie nur auf das Argument, dass diese Gebühren „üblich“ seien, vertraut werden. Vertrauen Sie auf Ihre Intuition, ob die Vergütung für die jeweilige Dienstleistung angemessen ist. Seien Sie aber auch fair bei der Beurteilung des jeweiligen Aufwandes bei Erbringung der Dienstleistungen.
Die Initiatoren müssen bei einem Fonds die jeweiligen Gesamtkosten als Prozentsatz vom angelegten Geld mitteilen. Dies ist eine der wichtigsten Zahlen, nach der man im Prospekt schauen muss. Sind diese Verwaltungskosten deutlich über ein Prozent pro Jahr, muss dies schon durch Besonderheiten des Produktes -und insbesondere durch bessere Renditeaussichten gut begründet sein. ETFs (an der Börse gehandelte Fonds) sollten eher unter einem Prozent; bei geschlossene Fondsanlagen kann dies auch darüber liegen. Sonst ist am Ende nur eines sicher, und zwar der jährliche Verlust durch die Verwaltungsgebühren.
Es ist in Ordnung, wenn der Erfolg von Finanzanlagen durch externe Faktoren, wie die Wettbewerbssituation, die Konjunktur, Börsenbewegungen, Devisen- und Rohstoffpreise etc. abhängen. So geht eben Wirtschaft. Vorsichtig sollte man sein, wenn das Renditeversprechen an Bedingungen hängt, die von wenigen Personen oder Personengruppen abhängen, die nicht einer öffentlichen Aufsicht unterliegen.
Beispiele können gewisse Steuervorteile sein, die auch kurzfristig abgeschafft werden können.
Private Equity und Venture Capital können sehr abhängig von einzelnen Investitionen sein, da bei diesen die Investoren direkt in das Management des Unternehmens, in welches investiert wird, eingreifen können um etwas zu ändern.
Dies macht die Investition häufig nicht nur abhängig von dem Markt oder dem Erfolg des Unternehmens, sondern nur dem Handel einer wenigen Personen. Dies kann natürlich auch einen sehr positiven Effekt auf die Rendite haben, aber macht diese Art der Investition, die immer nur auf sehr wenigen Faktoren beharren sehr riskant. Deshalb ist es so wichtig, bei einer Investition immer darauf zu achten, dass die Kursentwicklung oder die Rendite nicht nur von ein paar wenigen und riskanten Faktoren abhängt.
Am Ende will man die Finanzanlage wieder in Geld eintauschen, sprich verkaufen können. Wenn dies so einfach wie an den Börsen ist, spricht man von einer gute Liquidität der Anlage. Man kann eine Aktie zu fast jeder Zeit über Börsen verkaufen, weil immer ausreichend Käufer zur Verfügung stehen.
Viele Anlageprodukte, wie z.B. Anleihen, Zertifikate oder auch geschlossene Fonds haben jedoch eine feste Laufzeit. Das bedeutet, dass man etwa in einem, oder manchmal auch erst nach 12-15 Jahren, eine Auszahlung erwarten darf. Vorher gibt es keinen organisierten Markt oder eine Börse. Dies ist meist gerechtfertigt: Ein Unternehmen nimmt über eine Anleihe Fremdkapital auf, um damit zu arbeiten oder zu investieren. Ein Private Equity Fonds kauft Unternehmen, entwickelt diese über Jahre weiter und verkauft sie erst im Anschluss. Zwar steht es einem jederzeit frei, auch während der festen Laufzeiten, Käufer zu finden. Aber wen kennt man schon als Privatanleger, der einem Finanzanlagen abkauft, und zu welchem Preis?
In manchen Anlageklasse haben sich für den vorzeitigen Verkauf sog. Zweitmarkt-Plattformen entwickelt. Diese funktionieren ähnlich der Börse, indem sie Angebote zum Verkauf über eine Plattform an potentielle Käufer vermitteln. Jedoch sind auch diese Plattformen meist nicht so groß, dass sie Käufer für jedes Produkt garantieren können. Oft bieten auch die Initiatoren der Finanzanlagen oder Finanzmakler an, sich um einen Verkauf zu kümmern, wenn die der Erwerber möchte. Der Nachteil ist aber meist, dass eine nicht unwesentliche Maklergebühr bezahlt werden muss und mangels liquiden Markt auch Preisabschläge in Kauf genommen werden müssen.
Kurz: Ob man tatsächlich und auch in besonderen Lebenslagen eine längere Laufzeit durchhalten kann, sollte man sich ehrlich beantworten.
Ein bisschen Lektüre und gesunder Menschenverstand sind alles, was es für eine gute Anlageentscheidung bedarf. Das heißt nicht, dass man Verluste immer vermeidet, oder nicht doch einmal Opfer eines Betruges wird. Aber langfristig wird der Umstand, nicht allein auf Verkäuferaussagen zu vertrauen, sondern seine Checklisten durchzugehen zu insgesamt besseren Anlage Ergebnissen führen.
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