Liest man jüngere Untersuchungen, könnte man glauben, dass viele Millionäre gerade nicht durch kluge Investmententscheidungen zu Reichtum gelangt sind. Jedes Jahr werden Vermögende von der Investmentberatung deVere nach ihren größten Fehlern bei Investitionsentscheidungen gefragt.
Danach ergibt sich für 2017 folgendes Ranking der am häufigsten genannten Fehler:
- Ungenügende Diversifikation des Anlageportfolios (23%)
- Fehlender Investmentplan (22%)
- Emotionalität beim Investieren (20%)
- Keine regelmäßige Überwachung des Portfolios (16%)
- Zu starker Fokus auf historische Renditen der Anlage anstelle auf zukünftige Aussichten (14%)
Daneben wurden andere Fehler wie Ungeduld, Investieren auf der Spitze des Marktes, auf Tipps von Bekannten hören und unnötige Steuerzahlung genannt.
Dies ist das Ergebnis einer jährlichen Befragung von über 800 Vermögenden mit einem Anlagekapital von mind. einer Mio. US$.
Dieses Ergebnis erstaunt. Hat doch ein Großteil der Vermögenden den wesentlichen Teil selbst erarbeitet oder mit ihren Unternehmen erwirtschaftet. Rationalität und wirtschaftliches Denken sollte also überdurchschnittlich ausgeprägt sein.
Dennoch dürften diese Investmentfehler die gleichen sein, die jedem Anleger widerfahren. Alle 5 der meist genannten Fehler sind mit wenig Aufwand und ohne große Expertenkenntnisse zu verhindern.
„Don`t put all your eggs in one basket“ bzw. Diversifikation ist eine Binsenweisheit, die jedoch häufig aufgrund von regionalen und Assetklassen-spezifischen Präferenzen über den Haufen geworfen wird. Das Vermögen der Deutschen ist vor allem auf Immobilien, Versicherungsprodukte und festverzinsliche Anlagen konzentriert. Aktien und Unternehmensbeteiligungen finden sich deutlich seltener in den Portfolien (Quelle: Bundesbank 2016).
Das Investieren ohne Plan, ohne regelmäßige Überwachung und mit hoher Emotionalität (Plätze 2-4) sind dadurch verbunden, dass vielen die Informationsgrundlage fehlt, wo sie mit ihrem Anlagemix stehen. Während Family Offices ihren Klienten regelmäßig einen Überblick über die Asset Allokation verschaffen, tun dies Privatpersonen deutlich seltener. Und ohne diese Grundlage bzw. Analyse fällt es natürlich auch schwer, eine Anlagestrategie zu entwerfen, die man regelmäßig überwacht und damit auch emotionale Entscheidungen ausschließt. Heute gibt es jedoch einfache Tools, mit denen man sich einen Überblick über die eigenen Anlagen leicht verschaffen kann (siehe OWNLY App). Hat man erst mal die eigenen Vermögenskonzentrationen festgestellt, ist es viel leichter, eine Strategie zu entwickeln, die Anlagen zu diversifizieren.
Aufbauend auf einer Analyse, setzen vor allem institutionelle Investoren auf sog. „Portfolio Insurance“ und legen Regeln fest, z.B. welchen Portfoliowert sie keinesfalls unterschreiten wollen und wie viel Risiko sie bereit sind einzugehen. Derartige Überlegungen können durchaus auch privaten Anlegern helfen, um emotional getriebene Entscheidungen zu minimieren (z.B. durch Stop-Loss Grenzen).
Der Fokus auf historische Renditen (Fehler Nr. 5) mag von einigen als Fehler angesehen werden. Hier kommt es aber auf das Maß an. Zwar sind vergangene Renditen keine Absicherung künftiger Erträge. Jedoch ist es wahrscheinlicher, dass bisher gut funktionierende Geschäftsmodelle und Fonds auch weiterhin funktionieren. Nicht ohne Grund investieren viele professionelle Investoren anhand aktueller Trends. So ist man mit einer Strategie, wonach nur die größten Unternehmen des Dow Jones gekauft wurden, über die Jahrzehnte gut gefahren. Insofern ist die Beachtung der Vergangenheit nie falsch, soweit sie nicht das ausschließliche Entscheidungskriterium ist.
So können sich Umstände und Industrien ändern. Beispielsweise haben Technologieunternehmen im Verhältnis zur US Stahlindustrie deutlich an Bedeutung gewonnen. Solche Vorgänge sind aber meist kein plötzlicher Wandel, sondern ein gradueller Prozess auf den man sich einstellen kann, wenn man Fehler 4 (Überwachung des Portfolios) nicht begeht.
Berücksichtigt man diese einfachen Punkte, kann man sein Vermögen – wenn schon nicht durch Investitionsentscheidungen verdient – dann doch durch kluges Verwalten bewahren.