Landwirtschaftliche Großbetriebe gehören zu den wertvollsten, aber gleichzeitig komplexesten Unternehmensformen im deutschsprachigen Raum. Wer viel Land, Maschinen, Gebäude und Tierbestände besitzt, ist auf den ersten Blick vermögend. Doch dieses Vermögen ist oft nur eingeschränkt verfügbar, stark gebunden und von vielfältigen äußeren Faktoren abhängig. Während der Betrieb läuft, bleibt selten Zeit, sich mit Fragen der langfristigen Vermögensorganisation zu befassen. Doch genau diese Fragen entscheiden häufig darüber, ob ein Hof die nächste Generation überhaupt erreicht, ob Eigentum erhalten bleibt oder ob betriebliche Schwierigkeiten oder familiäre Konflikte entstehen.
Gerade Agrarlandwirte und Großbauern stehen unter einer doppelten Belastung: Sie sind Unternehmer, die täglich produktionstechnische, betriebswirtschaftliche und regulatorische Herausforderungen bewältigen müssen, und gleichzeitig Vermögensverwalter, die über Generationen gewachsene Werte erhalten sollen. Der Alltag zwingt zu Entscheidungen, die oft kurzfristig wirken, während Vermögen und Eigentum langfristig gepflegt und geschützt werden müssen. Hinzu kommt, dass die landwirtschaftlichen Strukturen durch politische Vorgaben, Verpachtungsdruck, steigende Bodenpreise und das Interesse externer Investoren zunehmend härter werden. Ackerfläche ist heute ein begehrtes Gut – nicht nur für Landwirte, sondern auch für Kapitalanleger.
Das führt zu einer paradoxen Situation: Höfe werden immer mehr wert, aber ihre Eigentümer kämpfen mit Liquiditätsengpässen und Schwierigkeiten bei der Altersvorsorge. Wer beispielsweise 200 Hektar besitzt, ist auf dem Papier Millionär, hat aber womöglich zu wenig freie Mittel, um sich privat abzusichern, Rücklagen zu bilden oder die Hofnachfolge solide zu gestalten. Gleichzeitig entstehen im familiären Umfeld nicht selten Erwartungen, Verpflichtungen und Spannungsfelder, die das Vermögen belasten oder die Zukunft der Farm gefährden. Gerade in der Übergabephase kollidieren Tradition, wirtschaftliche Vernunft und familiäre Bedürfnisse – und ohne klare Strukturen und professionelle Planung bleibt das Konfliktpotenzial hoch.
Das Vermögen eines landwirtschaftlichen Familienbetriebs besteht in den meisten Fällen überwiegend aus vier Bausteinen: Land, Gebäuden, Maschinen und Vieh. All diese Werte sind essenziell für die Produktion, gleichzeitig aber schwer verkäuflich oder finanzierbar, ohne damit die Funktionsfähigkeit des Betriebs zu gefährden. Land lässt sich nicht einfach in passenden Stücken veräußern, weil das den Hof auseinanderreißen würde; Maschinen verlieren durch Nutzung an Wert und müssen regelmäßig ersetzt werden; Stallanlagen sind extrem investitionsintensiv und langfristig gebunden; Viehbestände sind volatil und stark marktpreisabhängig. Somit ist der Spielraum für kurzfristige Liquidität klein.
Auch die steuerliche und rechtliche Situation ist besonders. Landwirtschaftliches Vermögen wird in Erb- und Schenkungsfällen oftmals begünstigt, aber nur, wenn der Betrieb weitergeführt wird und bestimmte Voraussetzungen erfüllt sind. Sobald der Hof geteilt oder nicht mehr aktiv bewirtschaftet wird, können erhebliche Steuerfolgen entstehen. Ein weiterer Faktor ist der Güterstand in der Ehe: Viele Ehen werden ohne Ehevertrag geschlossen, wodurch der gesetzliche Zugewinnausgleich automatisch wirkt. Das kann im Scheidungsfall dramatische Folgen für die finanzielle Stabilität eines landwirtschaftlichen Betriebes haben. Auch hier gilt: Land und Maschinen sind nicht einfach ausgleichsfähig, ohne den Betrieb zu gefährden.
Dazu kommt, dass viele Agrarbetriebe personell im Wandel stehen. Während früher klar war, dass ein Kind – meist der älteste Sohn – übernimmt, ist das heute nicht mehr selbstverständlich. Kinder orientieren sich beruflich neu, ziehen in Städte oder haben eigene Vorstellungen von Leben und Arbeit. Gleichzeitig entwickeln sich gesellschaftliche Erwartungen, etwa dass nicht mitarbeitende Geschwister „gerecht“ am Vermögen beteiligt werden sollen, während der übernehmende Nachfolger die gesamte Verantwortung, das unternehmerische Risiko und die Arbeitslast trägt. Ohne klare Regelungen führt diese Dynamik häufig zu jahrelangen familiären Konflikten, die einem Betrieb mehr schaden können als jede Dürreperiode.
Viele landwirtschaftliche Unternehmen funktionieren operativ hervorragend, aber strategisch nur intuitiv. Das liegt an der Historie von Familienbetrieben: Entscheidungen wurden traditionell im Gespräch bei Kaffee und Kuchen oder spät abends nach der Arbeit getroffen. Dieser Stil besitzt Charme und ist Teil der landwirtschaftlichen Kultur, doch er stößt an Grenzen, sobald es um Millionenwerte, externe Kapitalstrukturen oder komplexe Nachfolgefragen geht.
Moderne Agrarbetriebe brauchen daher Strukturen, wie sie in mittelständischen Unternehmen seit Jahren üblich sind. Dazu gehört eine klare Rollenverteilung: Wer führt? Wer entscheidet? Wer besitzt? Wer bekommt Informationen? Wer trägt Risiko und wer erhält Rücklagen? Für viele Familien bedeutet das zunächst ein Umdenken. Es ist ungewohnt, neben der Familie eine Art „gelenkte“ Unternehmensführung zu etablieren. Doch gerade dadurch entstehen Klarheit, Planbarkeit und langfristige Stabilität.
Ein zweiter zentraler Aspekt ist die Nachfolgeplanung. Sie beginnt nicht mit einem Testament, sondern mit einer ausführlichen Familiengesprächskultur. Wer will später übernehmen – und wer nicht? Welche Wünsche, Vorstellungen oder Bedenken bestehen? Welche familiären Verpflichtungen oder Erwartungen müsste man im Vorfeld aussprechen, damit sich niemand übergangen fühlt? Die Erfahrung zeigt: Je früher, offener und professioneller Familien über diese Fragen sprechen, desto leichter lässt sich die Übergabe gestalten. Eine gute Nachfolgeplanung berücksichtigt persönliche Lebenswege ebenso wie die finanzielle Tragfähigkeit des Betriebs. Sie umfasst Bewertung, Ausgleichszahlungen, Beteiligungsmodelle, Testamentsgestaltung und evtl. die Trennung von Besitz und Betrieb in unterschiedliche Einheiten – etwa eine Besitzgesellschaft und eine Betriebsgesellschaft.
Diese saubere strukturelle Trennung bietet viele Vorteile: Der übernehmende Nachfolger führt den Betrieb und trägt das unternehmerische Risiko, während andere Familienmitglieder über die Besitzgesellschaft am Vermögen beteiligt werden können, ohne in den operativen Alltag eingreifen zu müssen. Gleichzeitig lassen sich dadurch Kapitalflüsse, Haftung und Steuerfolgen besser steuern. Viele Governance-Probleme lösen sich durch diese strukturelle Klarheit fast von selbst.
Landwirte investieren traditionell in Land, Maschinen und Gebäude – nicht aber in ihre persönliche finanzielle Zukunft. Das ist nachvollziehbar, da Kapital häufig knapp und der Betrieb kapitalintensiv ist. Doch langfristig wird es riskant, wenn die gesamte Altersvorsorge allein auf dem Wert des Hofes basiert. Die Landwirtschaft ist konjunkturabhängig, politisch beeinflusst, naturabhängig und volatil. Kein Unternehmer würde all sein Vermögen in einer einzigen Branche halten – Landwirte jedoch oft zwangsläufig.
Gerade deshalb ist es essenziell, neben dem betrieblichen Vermögen auch ein privates Sicherheitsnetz aufzubauen. Dazu gehören Rücklagen, Versicherungen, Vorsorgeprodukte oder liquide Investments außerhalb des Betriebs. Viele Landwirte, die frühzeitig private Vermögensbausteine aufbauen, erleben in der Übergabephase große Erleichterung: Sie können ihren Kindern Freiräume verschaffen, müssen nicht alles aus dem Betrieb finanzieren und behalten dennoch finanzielle Souveränität im Alter. Für den Betrieb bedeutet dies ebenfalls Stabilität, weil er nicht zusätzlich belastet wird.
Kaum ein Bereich ist so beratungsintensiv wie die Vermögens- und Nachfolgeplanung in der Landwirtschaft. Juristisch, steuerlich und wirtschaftlich überschneiden sich mehrere Gebiete, die kaum ein Landwirt allein überblicken kann. Spezialisten für landwirtschaftliches Steuerrecht, Agrarnotare, Wirtschaftsprüfer mit Agrarbezug, spezialisierte Familienmediatoren und Vermögensberater mit Erfahrung in Betriebsnachfolgen können entscheidend dazu beitragen, Fehler zu vermeiden, faire Lösungen zu finden und den Betrieb für kommende Generationen abzusichern.
Gerade die Kombination aus Rechtsberatung, Steuerstrategie und familiärer Mediation ist für landwirtschaftliche Betriebe essenziell. Viele Konflikte entstehen nicht durch bösen Willen, sondern durch unausgesprochene Erwartungen oder fehlende Transparenz. Externe Beratung schafft Distanz, Klarheit und ein verbindliches Regelwerk, das alle Beteiligten schützt – Eigentümer ebenso wie Nachfolgerinnen, nicht aktive Geschwister ebenso wie Ehepartner.
Zum Abschluss folgt ein sehr konkreter und praxisnaher Leitfaden, der in nahezu jedem Agrarbetrieb umsetzbar ist. Er richtet sich sowohl an Landwirte ab etwa 40 Jahren, die langfristig planen möchten, als auch an Familien, die eine Übergabe vorbereiten.
Weitere Informationen:
www.ownly.de | www.family.ownly.de
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