Bin ich „reich“? Warum Vermögensübersichten nicht nur im Hinblick auf die neue Steuerdebatte wichtig sind

Dr. Nicholas Ziegert

20. August 2025

Klingbeil und sein “tax the rich”

Die politische Debatte über Reichtum in Deutschland hat in diesem Sommer neue Fahrt aufgenommen. Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) schloss in einem ZDF-Sommerinterview nicht aus, Spitzenverdiener und besonders Vermögende künftig stärker zur Finanzierung staatlicher Aufgaben heranzuziehen. Ob es um Anpassungen des Einkommensteuertarifs geht, eine wiederbelebte Vermögensteuer oder gar internationale Initiativen wie eine globale Milliardärssteuer – das Thema bewegt Politik, Wirtschaft und Gesellschaft gleichermaßen. In der Koalition stieß dieser Vorstoß sofort auf Widerstand, vor allem aus Reihen der FDP, die Steuererhöhungen kategorisch ablehnt. Die SPD wiederum betont, dass es nicht um die breite Mittelschicht gehe, sondern um das oberste Prozent der Einkommens- und Vermögenspyramide, das nach ihrer Vorstellung mehr beitragen soll.

Bin ich reich?

Doch während die Politik mit Schlagworten operiert, stellt sich für viele Bürgerinnen und Bürger eine ganz praktische Frage: Bin ich eigentlich „reich“ im Sinne dieser Debatte? Denn anders als es im öffentlichen Diskurs klingt, gibt es keine gesetzliche Definition von „reich“. Wer sich nicht auf Bauchgefühle verlassen will, muss sein Vermögen systematisch erfassen, bewerten und gegen Verbindlichkeiten aufrechnen. Nur so lässt sich feststellen, ob man in den politischen Kategorien überhaupt zu den Betroffenen gehört. Hier kommt eine professionelle Vermögensübersicht ins Spiel – ein Prozess, der in Zeiten digitaler Tools wie der Plattform OWNLY wesentlich einfacher geworden ist.

Mit Vermögensübersicht beginnen

Eine Vermögensübersicht beginnt immer mit einer Inventur. Das klingt nüchtern, ist aber entscheidend. Alle Vermögenswerte werden zunächst erfasst: Bankguthaben, Wertpapierdepots, Immobilien, Unternehmensbeteiligungen, sogar Kunstsammlungen oder Kryptowährungen. Jeder Posten muss auf einen bestimmten Stichtag bewertet werden, sei es nach Marktwert, durch ein Gutachten oder über Vergleichsdaten. Immobilien werden idealerweise auf Basis aktueller Transaktionen oder individueller Bewertungsverfahren geschätzt. Wertpapiere lassen sich nach Börsenschlusskursen erfassen. Für illiquide Beteiligungen werden Multiplikatorverfahren oder konservative Ertragswertmodelle herangezogen. Wer Kryptowährungen hält, muss sich an Stichtagskursen orientieren und die Quelle dokumentieren. Am Ende steht ein Bruttovermögen, das in seiner Vielfalt die persönliche Vermögenslandschaft abbildet.

Brutto- und Nettovermögen ermitteln

Doch auf der Habenseite allein bleibt es nicht. Ebenso sorgfältig müssen die Verbindlichkeiten erfasst werden. Dazu gehören Hypothekendarlehen, private Kredite, Margin- oder Lombardkredite, ja sogar bekannte Steuerverbindlichkeiten. Sie mindern den Nettowert erheblich und entscheiden oft darüber, ob das Papierbild von Wohlstand mit der ökonomischen Realität übereinstimmt. Ein Haushalt, der eine Villa im Wert von drei Millionen Euro besitzt, diese aber mit zwei Millionen Euro beliehen hat, hat eben nicht drei Millionen Vermögen, sondern im besten Fall ein Nettovermögen von einer Million Euro – und auch das hängt von der Bewertung ab. Wer Eigentum teilt, etwa bei Miteigentumsanteilen an Immobilien oder Gesellschaften, muss den eigenen Anteil genau berechnen. Ein 50-Prozent-Anteil an einer Immobilie im Wert von einer Million Euro ergibt eben nur 500.000 Euro Bruttowert – abzüglich des auf den Anteil entfallenden Kredits. Nicht selten zeigt die erste Inventur, dass vermeintlich große Vermögen im Kern stark illiquide sind oder von Verschuldung aufgezehrt werden.

Nicht jeder Vermögensgegenstand ist liquide

Die Unterscheidung zwischen Vermögenshöhe und Liquidität ist in der politischen Diskussion oft unterbelichtet, für Betroffene aber entscheidend. Ein hoher Immobilienbesitz ohne ausreichende Cash-Reserven kann im Alltag riskant sein. Steigen Zinsen, drohen Anschlussfinanzierungen teuer zu werden. Kommen Steuerforderungen hinzu, kann ein Zwangsverkauf nötig werden. Deshalb ist es üblich, auch die Liquiditätsquote zu berechnen: Wie viele Monate können die laufenden Ausgaben aus sofort verfügbaren Mitteln gedeckt werden? Experten raten zu einer Reichweite von mindestens sechs bis zwölf Monaten. Wer hier unterhalb liegt, lebt trotz hoher Vermögenswerte gefährlich. OWNLY etwa ermöglicht, solche Kennzahlen automatisch aus Konten, Depots und hinterlegten Vermögensdaten abzuleiten und im Zeitverlauf darzustellen.

Mögliche Abschläge auf Vermögenswerte berücksichtigen

Die Bewertung selbst verlangt Augenmaß. Seriöse Vermögensübersichten arbeiten mit Abschlägen auf illiquide oder unsichere Werte. Ein klassisches Beispiel sind Sammlungen: Ein Oldtimer mag auf Auktionen eine Million Euro erzielen, doch realistisch betrachtet lässt sich nicht in jedem Marktumfeld sofort dieser Preis erzielen. Ein Abschlag von 20 bis 30 Prozent ist daher gängige Praxis. Ähnlich verhält es sich bei Private-Equity-Beteiligungen, deren letzte Bewertung oft Monate alt ist. Wer konservativ rechnet, vermeidet, sich in falscher Sicherheit zu wiegen. Hinzu kommt die Notwendigkeit, Szenarien zu denken: Wie verändert sich das Vermögen, wenn Aktien um 20 Prozent fallen, Immobilienpreise um zehn Prozent sinken und Zinsen um 300 Basispunkte steigen? Solche Stresstests sind nicht nur für Banken relevant, sondern auch für private Haushalte, die verstehen wollen, wie robust ihr Wohlstand wirklich ist.

Struktur führt zu belastbaren Ergebnissen

Ein strukturierter Ablauf erleichtert die Arbeit. Zunächst werden alle Konten und Depots erfasst, entweder manuell oder – komfortabler – über eine PSD2-konforme Anbindung an Banking-Plattformen. Anschließend folgen Immobilien, Beteiligungen und alternative Anlagen. Verbindlichkeiten werden zugeordnet, idealerweise zu den Vermögenswerten, die sie direkt belasten. Danach erfolgt die Konsolidierung: Bruttovermögen minus Schulden ergibt das Nettovermögen, aufgeschlüsselt nach Einzelpersonen oder konsolidiert für die gesamte Familie. Mit Software wie OWNLY lässt sich diese Übersicht nicht nur erstellen, sondern auch laufend aktualisieren. Das System zeigt die Entwicklung über die Zeit, differenziert nach Familienmitgliedern und Assetklassen. Besonders in komplexen Vermögensstrukturen – etwa wenn mehrere Banken, Immobilien, Kunstgegenstände und Beteiligungen eine Rolle spielen – kann diese Automatisierung den Unterschied machen.

Sicherheit gewinnen - auch emotional

Die Frage bleibt: Wann gilt man nun als „reich“? Politisch richtet sich der Blick derzeit auf das oberste Prozent der Einkommensbezieher. Bei Vermögen ist die Lage unklarer. Eine globale Milliardärssteuer, wie sie in linken Kreisen diskutiert wird, beträfe in Deutschland nur einige Hundert Personen (Frankfurter Rundschau, 2025). Eine nationale Vermögensteuer mit hohen Freibeträgen würde hingegen auch wohlhabende Unternehmerfamilien und Immobilienbesitzer betreffen. Eine Tariferhöhung im Einkommensteuerrecht wiederum könnte bereits Haushalte mit Einkommen deutlich über 100.000 Euro ins Visier nehmen. Die Unsicherheit ist groß – und sie wird sich nur auflösen, wenn konkrete Gesetzestexte vorliegen. Doch eines ist klar: Wer sein Vermögen nüchtern analysiert, kann sich sachlich in dieser Debatte verorten und unnötige Ängste oder Illusionen vermeiden.

Fallbeispiele verdeutlichen, wie stark sich die Situation unterscheiden kann. Eine Familie mit Immobilienvermögen von 3,2 Millionen Euro, aber zwei Millionen Euro Schulden, kommt auf ein Nettovermögen von rund 1,2  Millionen Euro. Politisch gilt sie als wohlhabend, ökonomisch ist sie jedoch stark von Zinsen und Immobilienpreisen abhängig. Ein Single hingegen, der 7,5 Millionen Euro Vermögen hält, davon drei Millionen in Wertpapieren, zwei Millionen in Cash und nur geringe Schulden, ist deutlich stabiler aufgestellt – und damit nach allen denkbaren Kriterien im oberen Segment. Beide Profile zeigen: Vermögen ist nicht nur eine Frage der Summe, sondern auch der Struktur, Verschuldung und Liquidität.

Die politische Dimension ist damit verknüpft, aber nicht identisch. Klingbeil und die SPD argumentieren, dass hohe Einkommen und Vermögen stärker belastet werden müssen, um Entlastungen für die breite Bevölkerung zu finanzieren. Die FDP warnt vor einem Eingriff in den Leistungsanreiz und die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts. Die Diskussion über eine globale Milliardärssteuer zeigt zudem, dass die Debatte auch international geführt wird. Schätzungen zufolge könnten dadurch jährlich Hunderte Milliarden Euro eingespielt werden, betroffen wäre jedoch nur ein winziger Kreis. Für die allermeisten Bürgerinnen und Bürger bleibt die Frage, wie sie ihr Vermögen realistisch einschätzen und darauf basierend Entscheidungen für Vorsorge, Investitionen oder Nachfolge treffen.

Am Ende geht es um Transparenz. Wer seine Zahlen kennt, hat die Hand am Steuer – unabhängig davon, welche politischen Weichen gestellt werden. Vermögensübersichten sind dabei nicht nur ein Mittel, um mögliche Steuerlasten abzuschätzen, sondern auch ein Werkzeug für bessere Entscheidungen im Alltag: Soll eine Immobilie verkauft werden, um Liquidität zu schaffen? Ist eine Diversifizierung ins Ausland sinnvoll? Reicht der Puffer für einen Zinsanstieg? OWNLY und vergleichbare Plattformen bieten hierfür Werkzeuge, die weit über die bloße Kontostandabfrage hinausgehen: Sie aggregieren Vermögen über Banken hinweg, binden Immobilien, Krypto oder Kunst ein, erlauben Familienübersichten und helfen bei der Strukturierung komplexer Portfolios.

So wird die eingangs gestellte Frage, ob man „reich“ sei, zu einer nüchternen Rechenaufgabe. Reich ist nicht, wer ein teures Auto fährt oder eine große Immobilie besitzt, sondern wer nach Abzug aller Schulden ein signifikantes Nettovermögen aufweist, dieses breit gestreut und liquide genug hält und damit auch in Krisenzeiten handlungsfähig bleibt. In der politischen Auseinandersetzung mag diese Differenzierung verschwimmen. Für das eigene Leben aber ist sie entscheidend.

Weitere Informationen:
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www.family.ownly.de

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