Jahresausblick 2021 – ein verschwommen-hoffnungsvoller Blick in die Glaskugel

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15. Januar 2021

Das Schöne an Prognosen ist doch, dass man erst hinterher weiß, wie richtig oder falsch man lag.

Von diesem philosophischen, wenn auch auf Fakten gestützten Ausblick in die Zukunft erhoffen wir uns also einen Wissensvorsprung unseren Mitmenschen gegenüber. Das Ableiten zielführender Handlung basierend auf zukünftigen Entwicklungen. Vielleicht sind wir aber auch einfach neugierig oder haben Lust, Ende nächsten Jahres darüber zu schmunzeln, wie sehr wir mit unserer Prognose die Realität verfehlten. Denn wer im vergangenen Dezember einen Ausblick auf 2020 wagte, der wird möglicherweise so schnell keine Prognosen mehr wagen. Wir jedenfalls haben unser Glück in dieser Hinsicht noch nicht probiert. Deswegen nun ein Blick in die Glaskugel eines 2021, das hoffentlich wenig mit den vergangenen 365 Tagen gemein hat.

Stellen wir uns vor, wir wachten morgen in einer Welt auf, in der die Pandemie Geschichte ist. Über Nacht haben wir den Kampf gegen das Virus unbekannten Ursprungs gewonnen; es wird Zeit, die FFP2-Maske abzunehmen und aufzuatmen.

Vielleicht würden wir merken, dass die Luft in der Innenstadt weniger frisch ist, als wir sie in Erinnerung hatten. Dass ein Mundschutz in einem Bus zur Rushhour und Erkältungssaison gar keine so schlechte Idee zu sein scheint und es eigentlich ganz angenehm ist, wenn Fremde einen gewissen räumlichen Abstand einhalten.

Stellen wir uns nun vor, es ist der erste Tag zurück im Büro. Endlich! Voller Tatendrang und Vorfreude, endlich wieder die eigenen vier Wände verlassen zu dürfen, springen wir aus den Federn und unter die eiskalte Dusche – heute wird, nach endlos scheinenden Monaten im Home Office, wieder ein produktiver Tag. Aus Schlafanzug wird Anzug. Schnell noch das Hemd bügeln – schließlich hing es nahezu das ganze vergangene Jahr ungebraucht im Schrank – und endlich, wenn auch wieder einmal auf den letzten Drücker, das Haus verlassen. Im Auto stellen wir fest, dass wir 2020 viel Zeit dadurch sparten, dass wir nie im Stau standen. Berufsverkehr – sowas gab es damals nicht.

Gegen 12 Uhr merken wir dann, dass wir bereit für den Feierabend sind – so viele neue Eindrücke, Gespräche, Stimmen und Menschen um uns herum tragen nach Monaten der Isolation deutlich zu unserer Erschöpfung bei. Irgendwie ist die Mittagspause um einiges kürzer als im Home Office und der Kaffee im Büro schmeckt in unserer Erinnerung auch besser. Der Heimweg dauert, dank erneutem erhöhtem Verkehrsaufkommen, überraschenderweise länger als jener vom Schreibtisch auf die Couch.

Zuhause angekommen brauchen wir erstmal Urlaub. Oder zwei Monate Lockdown.

Glaubt man zahlreichen Wirtschaftsexperten und den von ihnen formulierten Prognosen, so scheint 2021 das Jahr zu werden, auf das wir alle gewartet haben. Gewissermaßen das Jahr aller Jahre.

Sie sprechen von neuen Börsenrekorden, dem stärksten Wachstum seit Jahrzehnten und dem weltweiten Anstieg von Firmengewinnen. Tatsächlich war 2020, gemessen am DAX, turbulent aber weniger trist, als es die globale Situation vermuten ließ: Nach einem bodenlosen Absturz von fast 30% im März, konnte er das Jahr ironischerweise mit einem historischen Hoch abschließen. Und während der Dow Jones ein neues Allzeithoch erklomm, taten die Infektionszahlen im Land dasselbe.  2020 war an Ironie in mancher Hinsicht kaum zu überbieten und sollte uns gelehrt haben, dass Prognosen nicht viel mehr sind als begründete Spekulation.

Gleichzeitig gibt uns das neue Jahr aber Grund zur Annahme, dass tatsächlich vieles besser werden könnte. Da wäre zunächst einmal die Impfung, die, Stand heute, bereits bei jenen eingesetzt wird, die in diesen Zeiten besonderem Schutz bedürfen. Erfahrungsgemäß wird es nach dem Winter auch wieder warm und das vergangene Jahr zeigte, wie positiv sich steigende Temperaturen auf das Infektionsgeschehen auswirkten. Sind wir erst einmal alle immun, muss, nach den vergangenen fast 12 Monaten, so einiges aufgeholt werden.

Reiseanbieter, Hotels und Veranstalter hoffen, ähnlich wie die Börsen dieser Welt, auf neue Rekorde – diesmal im positiven Sinne. Doch die Pandemie hat gezeigt, wie verwundbar Staat und Gesellschaft sein können und dass Öffnung gleichzeitig mit Risiken einhergeht. Möglicherweise werden wir alle weniger unbeschwert reisen, ausgehen und leben.

Vielleicht hat 2020 auch unseren Fokus verschoben: Wir lernten, dass vieles auch digital gelöst werden kann und Geschäftsreisen nicht immer die effizienteste Lösung sind.

Gleichzeitig wirkte die Pandemie auch als Treiber für Digitalisierung und die Implementierung neuer Technologien, die in Deutschland in der Vergangenheit reichlich schleppend verlief. Dieser Trend könnte 2021 fortgesetzt werden und auf lange Sicht dazu führen, dass Europa bei diesen Themen Asien und den USA nicht nur ahnungslos vom Spielfeldrand zusieht, sondern endlich mitspielt.

In diesem Jahr lernten wir weiterhin die Nachteile der Globalisierung kennen, die sich in Vergangenheit geschickt hinter unserem schnelllebigen Alltag zu verstecken wussten. Es geht um Lieferketten, die wir plötzlich nachvollziehen wollen, um potenzielle Infektionsrisiken zu enttarnen. Die regionale Tomate ist nicht nur risikoarm, sondern auch deutlich umweltschonender und nachhaltiger als die mexikanische Banane, die vor ihrer Ankunft beim Supermarkt um die Ecke nicht nur tausende von Kilometern, sondern auch jede Menge Emissionen hinter sich ließ. Plötzlich ist der vormals von Nebel überzogene Himmel über China strahlend blau und Venedigs Kanäle präsentieren stolz ihre Artenvielfalt. Während die Menschheit also gegen einen unsichtbaren Feind kämpfte, hatte die Natur scheinbar zum ersten Mal seit Jahrzenten die Chance, sich von den Spuren ihres größten Widersachers zu erholen. Es bleibt zu hoffen, dass wir – nicht nur für 2021 – daraus lernten.  

2020 war ferner ein Jahr, dass uns zeigte, welche Rolle Vielfalt spielt: Es waren vorrangig weibliche Staatsoberhäupter, die die ersten Erfolge im Kampf gegen die Pandemie verzeichneten und der Sohn türkischer Einwanderer, der den ersten entscheidenden Schritt für den endgültigen Sieg machte. 2020 wurde endlich die erste Frau an die Spitze – wenn auch die stellvertretende – eines der mächtigsten Länder der Welt gewählt und Deutschland erzielte einen gesetzlichen Durchbruch bei der Einführung der Frauenquote. Auf unserem Wunschzettel für das kommende Jahr steht nun, dass wir endlich lernen, dass eine bessere Welt auch eine buntere ist.

Bei aller Überraschung und Unsicherheit ist eines klar – spannend bleibt es ganz bestimmt. 2021 werden wir Impfstoff-Diplomatie sehen und politische Diplomatie bei der Amtseinführung eines neuen amerikanischen Präsidenten, dessen Wahlversprechen auf der Aussage gründet, anders zu sein als sein Vorgänger. Wir werden an den Börsen den Spiegel der menschlichen Psyche erkennen und erleben, wie sich der Kampf um die alles entscheidende Impfung auf die Wirtschaft auswirkt. Wir werden hoffentlich sehen, dass 2020 uns eine Lehre war und die positiven Veränderungen, die dieses Jahr mit sich brachte, kamen, um zu bleiben.

Vielleicht werden wir auch merken, dass im Home Office nicht alles schlecht war und Schnelllebigkeit nicht immer nur zum Vorteil ist. Vor allem aber bleibt zu hoffen, dass wir endlich die Freiheit zu schätzen wissen, die wir vor wenigen Monaten noch für selbstverständlich hielten.

Soviel zu unserer ersten und hoffentlich nicht letzten Prognose – wir sprechen uns in 365 Tagen.

 

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