David Bowie hatte eine. Die Bundesrepublik Deutschland hat eine. Viele Künstler haben unweigerlich eine. Die Deutsche Bank und der Unternehmer Reinhold Würth haben jeweils eine der größten weltweit. Der Hedgefonds-Manager Stephen A. Cohen spekuliert vermutlich mit seiner. Viele Museen würden ihre gerne erweitern und vereinbaren Schenkungen mit großzügigen Mäzenen, die im Gegenzug dafür ihren Namen öffentlichkeitswirksam mit renommierten Ausstellungshäusern in Verbindung bringen möchten. Die Rede ist von Kunstsammlungen.
Wer heute eine private Kunstsammlung sein Eigen nennt, befindet sich in bester Gesellschaft bekannter Namen wie Ingvild Goetz, Julia Stoschek, Reinhold Würth und Francois Pinault. Was zu Zeiten des Mittelalters und der frühen Neuzeit dem Adel sowie dem Klerus, später vielfach den musealen Einrichtungen vorbehalten war, gehört heute zum guten Ton der global agierenden HNWIs und UNHWIs: Die private Kunstsammlung ist Prestigeobjekt und Rückzugsort. Öffentliche Zurschaustellung des eigenen Mäzenatentums und Spekulationsobjekt. Instrument zur Steueroptimierung und kulturelles Gewissen.
Im Jahr 2017 wurden US$63.7bn auf dem globalen Kunstmarkt umgesetzt. 80 % der Deals werden im Rahmen so genannter Privatdeals abgeschlossen und offiziell nicht erfasst. Die Ankäufe für die Sammlungen erfolgen über den Primär- und Sekundärmarkt (sprich Galerien, Auktionshäuser oder direkt aus dem Künstleratelier heraus). Die Renditen im Blue Chip Bereich sind für gewerbliche und private Investoren interessant.
Viele Kunstsammlungen sind über Jahre, Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte gewachsen. Einige Sammler kommen durch Zufall zum Sammeln; kaufen Stück für Stück neue Kunstwerke dazu bis eine Kollektion entstanden ist. Andere gehen stringenter vor und konzipieren noch vor dem Erwerb des ersten Kunstwerkes einen konkreten 10 Jahres-Ankaufplan. Einige Sammler behalten jedes Stück, dass sie im Laufe der Zeit dazugewonnen haben. Andere veräußern, variieren, optimieren ihre Kunstwerke während der Jahre, sei es um eine neue Ausrichtung der Sammlung zu bewirken oder dass ein oder andere Kunstwerk gewinnbringend am Markt zu verkaufen.
Im Unterschied zu öffentlich-musealen Sammlungen, die mit einer Vielzahl fachkundiger Mitarbeiter arbeiten, ist der Privatsammler mit allen Fragestellungen bzgl. einer Sammlungsgründung erst einmal auf sich allein gestellt. Der Aufbau einer eigenen Sammlung wirft zu Beginn viele Fragen auf: Wie hoch ist mein Budget? Was kann ich mir dafür leisten? Was will ich mir dafür leisten? Welche fachspezifische Konzeption soll ich Sammlung haben oder möchte ich von europäischen Altmeistergemälden bis hin zu asiatischen Aquarellen „crossover“ sammeln? Welche Kunstwerke sind für mich ästhetisch wertvoll oder ist die Renditeerwartung von größerer Bedeutung? Gemälde? Skulpturen? Neue Medien? Zeichnungen?
Die bereits aufgeworfene Frage nach dem Budget ist unumgänglich. Wie viel Geld möchte ich in meine Kunstsammlung oder auch in mein Kunstportfolio investieren? Während die Bundesrepublik Deutschland über einen Jahresankaufsetat von €400k für ihre Sammlung Zeitgenössischer Kunst verfügt, stehen der Schwester des Emirs von Khatar, Sheika Al-Mayasa bint Hamad bin Khalifa Al Thani, in jedem Jahr geschätzt US$1bn für Kunstankäufe zur Verfügung. Viele kleinere Ausstellungshäuser in Deutschland verfügen nicht einmal über ein jährliches Budget von €50k. Letzteres ist Fluch und Segen zugleich. Fluch für die Museen, Segen für die privaten Kunstsammler. Denn: Die monetäre Bewertung von Kunstwerken ist sehr komplex. Eine sehr gute Provenienz, Ausstellungshistorie und Literaturpräsenz sind neben anderen Kriterien essentiell für die Wertsteigerung eines Kunstwerks. Durch kontinuierlich knappe Etats der öffentlich-kulturellen Einrichtungen sind diese auf die Leihgaben aus privaten Sammlungen angewiesen, um ihr Programm an Wechselausstellungen realisieren zu können. Kunstwerke aus privaten Kollektionen werden temporär in Ausstellungen oder als Dauerleihgabe an Museen vergeben und erhalten im Gegenzug dazu eine öffentliche Wahrnehmung des Kunstwerkes. In vielen Fällen werden die Werke dann in Ausstellungskatalogen abgedruckt und bekommen so die für sie wichtige Präsenz und Wertsteigerung.
Mit dem Sammeln im ursprünglichen Wortsinn ist es allein jedoch nicht getan. Gerade für Investoren und Kapitalanleger, die eine Kunstsammlung als Renditeinstrument sehen, sollte es ein Selbstverständnis sein, alle Kunstwerke kontinuierlich restauratorisch begutachten und inventarisieren zu lassen. Fraglich ist auch, ob je nach Größe des Konvoluts alles Arbeiten ausgestellt oder temporär in auf Kunst spezialisierte Lager verfrachtet werden sollen.
Tyvek, Klimakisten, Freeports, Zollfreiheit, All-Risk-Insurance: Die Bildende Kunst als Assetklasse ist das Zusammenspiel vieler Komponenten. Die richtige Beratung ist hier wichtig. Professionelle Art Consultants geben Hinweise zur Sammlungskonzeption, stellen Kontakte zu Museen für spätere Leihgaben und zu Galerien für mögliche Ankäufe her, evaluieren die Marktwerte der gewünschten Kunstwerke oder geben Kaufempfehlungen ab. Eine Vielzahl von Beratern bietet ihre Dienste auf diesem Feld an. Doch Vorsicht! Achten Sie auf die Reputation der Consultants? Welche Erfahrungen bringen diese mit? Welche Kontakte könnten für Sie hilfreich? Erfahrung und Professionalität sind hier ausschlaggebend. Ein guter Art Consultant zeigt Ihnen immer mehrere Möglichkeiten auf und berät Sie aktiv zu Ihrem Vorteil.
Wer die eigene Kunstsammlung sinnvoll und aktiv plant erfreut sich am Ende an zweierlei Dingen: Erstens am Kulturgenuss sowie zweitens an dem guten Gefühl, sein Geld für sich arbeiten zu lassen. Übrigens: Auch im Bereich Debt, Death & Divorce sind private Kunstsammlungen ein wichtiger Aspekt. Wussten Sie, dass Kunstwerke steuerfrei vererbt werden können, wenn diese für eine Dauer von 10 Jahren als Leihgabe an öffentliche Einrichtungen gegeben werden. Eine Win-Win-Situation für den Sammler: Steuerfreiheit auf der einen Seite und Wertsteigerung durch öffentliche Präsenz der Kunstwerke auf der anderen. Gerade vermögende Anleger sollten aktiv über die Möglichkeit nachdenken, Teile des Vermögens in den Kunstmarkt zu investieren, der im Gegensatz zu Rohstoff-, Finanz- und Aktienmärkten weniger volatil ist wie langjährige Statistiken zeigen.
Dr. Franziska Ida Neumann
Kontakt: ida@idateart.com
www.idateart.com
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