Von der Schildkröte zum Millionär- das legendäre System des Turtle Tradings

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15. Oktober 2018

Die Tierwelt hat bereits des Öfteren im Rampenlicht des OWNLY-Blogs gestanden: Vor einigen Wochen berichteten wir über Experimente, welche Affen als erfolgreichere Börsenhändler identifizierten, als ihre menschlichen Verwandten, oder über quietschbunte virtuelle Krypto-Kätzchen. Doch nun gesellt sich ein weiterer Vertreter zum hauseigenen OWNLY-Zoo: Die Schildkröte, lateinisch: testudo graeca, englisch: turtle.

 

Diese putzigen Reptilien waren Namensgeber für ein in der Finanzwelt etabliertes System, dessen Ursprünge bis in die 1980er Jahre zurückreichen. Entwickelt wurde es vom Rohstoffspekulanten und späteren Multimillionär Richard Dennis, der ihm durch seinen Ausspruch, man könne „Trader züchten wie Schildkröten in Singapur“ seinen ikonischen Titel verlieh: Turtle Trading. Um diesem Statement Aussagekraft zu verleihen, führte er 1983 ein Experiment durch, welches das Ziel verfolgte, nachzuweisen, dass es sich bei Börsenerfolg keinesfalls eine gottgegebene Gabe oder ein angeborenes Talent, sondern vielmehr um ein erlerntes Verhalten handelt. Ähnlich wie das kleine Einmaleins.

 

 

Grund für den Ehrgeiz, die Wahrheit hinter seiner Annahme zu beweisen, war ein jahrelanger Disput mit einem seiner Kollegen über die Frage, ob es sich beim Trading um einen erlernbaren Prozess handelte oder nicht. Dennis Bescheidenheit (welche im Vergleich zu der seiner Kollegen weitaus stärker ausgeprägt war) brachte ihn zu der Aussage, dass er nicht einer der Glücklichen war, der ab dem Moment, als er das Licht der Welt erblickte, mit der Fähigkeit zum Börsenerfolg gesegnet war, sein Handelsgeschick jedoch erlernt hatte. Die Märkte wiesen für ihn Ähnlichkeiten mit einem Monopoly-Spiel auf. Um aus einem Spieleabend als Sieger hervorzugehen braucht es neben Glück vor allem eines: Strategie, Chancen und Zahlen, an welchen sich objektiv orientiert werden kann. Diese Grundsätze machte er zur Basis seiner Lehre.

 

 

Dennis gab in zwei aufeinanderfolgenden Jahren Anzeigen auf, mit welchen er junge, interessierte Menschen suchte, die sich zum Trader ausbilden lassen wollten. Anreiz war eine Beteiligung am im Laufe der Zeit erwirtschafteten Gewinn. Die Freiwilligen zogen hierfür nach Chicago, Wohnsitz Ihres zukünftigen Lehrers Dennis, und bekamen dort in zweiwöchigen Seminaren das wichtigste Trading-Know-How eingeimpft. In 14 Tagen wurden damit aus den einstigen Trading-Neulingen Trading-Profis. Oder?

 

 

Tatsächlich ging Dennis Plan auf. Grundlage hierfür war jedoch seine Fähighkeit zur disziplinierten Strukturierung des Wissens. Er stellte einfache Trading-Regeln auf, welche leicht verständlich, gut und unabhängig von der Art der Aktie anwendbar waren.

 

 

Basis der Turtle-Trading-Philosophie bilden ein System aus Risikokontrolle und Geldmanagement. Die hierfür benötigten mathematischen Regeln sind schlüssig und für Laien leicht zu erlernen, stützen sie sich schließlich auf eine einfache Grundregel: Konkrete Marktsituationen erfordern konkrete Handlungen, Veränderungen rufen ebenfalls eine Aktion seitens des Traders hervor.

 

 

Wichtige Regelungen betreffen beispielsweise folgende Ereignisse:

  1. Markteintritt: Es gibt klare Vorgaben wann und wie dieser zu erfolgen hat.
  2. Anzahl: Das Trading-System schreibt vor, wie viele Aktien zu jeder Zeit gehandelt werden.
  3. Risiko: Es existiert eine klare Obergrenze für den Bertrag, der bei jedem Handel riskiert wird.
  4. Beendigung: Sowohl für die Beendigung eines gewinnträchtigen als auch für die eines nicht gewinnträchtigen Handels, schreibt Dennis klare Regeln vor.

 

 

Mit Hilfe dieser Faustregeln und eines 13-köpfigen Teams erwirtschaftete Dennis im Zeitraum von 4 Jahren einen Gewinn von 80%, von welchem 15% auf seine Schüler übergingen, 85% jedoch in seinem eigenen Beitz verblieben. Nicht zuletzt deswegen, wurde er zu einem der erfolgreichsten Rohstoffspekulanten des 20. Jahrhunderts.

 

 

Experimente wie dieses haben zum Ziel, eine vorliegende Vermutung durch systematisches Prüfen zu untermauern oder zu widerlegen und auf diesem Wege einen nachhaltigen Beitrag zur Wissenschaft zu leisten. Doch was ist der Mehrwert vom Turtle-Trading-Test? Und welche Schlussfolgerungen ergeben sich daraus?

 

 

Einige der in den achtziger Jahren ausgebildteten Händler sind heute noch im Asset-Management-Bereich aktiv und erfolgreich. Wer sich also diszipliniert an das strikte Regelwerk hält, der kann auch langrfristig Erfolge verbuchen. Ein möglicher Grund für diesen ist die Rationalität, auf der es beruht. Dank der festgeschriebenen Standards werden spontane Handlungen oder Kurzschlussreaktionen „aus dem Bauch heraus“ verhindert. Darüber hinaus werden auf diesem Weg wichtige Effekte, wie beispielsweise der Dispositionseffekt, umgangen. Hinter diesem Terminus versteckt sich die Neigung von Anlegern, zu lange an verlustreichen Aktien festzuhalten und im Gegenzug jene abzustoßen, die in der Vergangenheit Gewinne verbuchen konnten.

 

Nichtsdestotrotz richtet sich dieses System an Anleger, welche am langfristigen Erfolg interessiert sind. Wie bereits Dennis Experiment untermauerte, müssen die Trading-Regeln auf einen längeren Zeithorizont angewandt werden, um tatsächlich zu Gewinnen zu führen.

 

Heute, knapp 40 Jahre nach dem legendären Experiment, existiert nahezu eine ganze Bibliothek an Lektüre zum Thema Turtle Trading und langfristigem Börsenerfolg. Auf Grundlage dieser kann jeder Privatanleger entscheiden, welche Regeln er zur Basis seiner persönlichen Anlagestrategie machen will und sich dabei auf Dennis Erkenntnisse stützen. Seine persönlichen Regeln muss er allerdings selbst aufstellen.

 

 

Ein guter Richter muss das Gesetz nicht neu schreiben, er muss es lediglich interpretieren.

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