The market of lemons: was Obst in der Finanzbranche zu suchen hat

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19. Juni 2018

Das Auto ist ja bekanntlich des Deutschen bester Freund.

Wir hegen und pflegen es, saugen den Innenraum, polieren sein Äußeres und könnten uns studenlang über verschieden Ausführungen von Felgen unterhalten. Und dann das: Nach jahrelangem, treuen Dienst springt der geliebte Kleinwagen eines Morgens nicht mehr an. Diagnose: Motorschaden. Nach kurzer Trauer ist schnell ein Entschluss gefasst: Ein neues Auto muss her. Sie recherchieren, tauschen sich mit Freunden und Bekannten aus, befragen ihre Nachbarn und wälzen sämtliche Autokataloge. Schließlich entscheiden Sie sich dafür, den Fahrzeughändler Ihres Vertrauens aufzusuchen.

Als Sie durch die Pforte seines Autohofs treten, wissen Sie, hier sind Sie richtig. Porsche, Ferarri, Lamborghini so weit das Auge reicht. Allerdings tritt hier ein großes Problem ein (welches nicht finanzieller Natur ist). Von Ihren Freunden haben Sie gehört, auf dem Automarkt trieben sich aktuell einige minderqualitative Wagen herum, sogenannte Lemons. Sie würden größtenteils an Montagen produziert, wenn die Arbeiter der nächstgelegenen Autofabrik noch ihren Kater vom Wochenende auskurieren. Leider sei der Alkoholkonsum der Fabrikarbeiter in den letzten Monaten stark angestiegen, weshalb etwa die Hälfte aller produzierten Kraftwagen fehlerhaft sei. Die Information über die Qualität des einzelnen Autos würde zwar an die Verkäufer vermittelt werden, erreiche die Kunden allerdings nicht, da diese sonst vom Kauf zurückschrecken würden. Sie können lediglich einen Erwartungswert bilden.

Der Wert der angebotenen Autos unterscheidet sich in diesem virtuellen Markt sehr stark und ist von der Qualität der Ware abhängig. Während Verkäufer die qualitativ hochwertigen Modelle mit minimal 4.000 € und jene minderer Qualität mit 2.000 € bewerten, ist der Käufer bereit, jeweils 2.000 bis 2.500 € beziehungsweise 4.000 bis 4.500 € zu zahlen. Zudem kann er die Qualität der ihm vorliegenden Ware nicht prüfen. Im Mittel ergibt das für den Kunden einen Preis von 3.750 €, da er mit Kauf ein 50%iges Risiko eingeht, eine Rostlaube statt sein Traumauto zu erhalten. Doch genau hier liegt der Hund begraben: der vom Kunden gebotene Preis liegt deutlich unter dem, der den Verkauf von einwandfreier Ware rentabel macht. Die Folge dieses Phänomens ist die Bildung einer Anreizstruktur, zukünftig ausschließlich Lemons anzubieten. Doch diese Information verbreitet sich schnell unter den potenziellen Autokäufern und somit sinkt der von den Kunden gebotene Preis weiter ab. Es entsteht eine Abwärtsspirale, die ihr Ende findet, wenn nur noch minderqualitative Wagen für einen sehr niedrigen Durchschnittspreis angeboten werden. Man spricht in diesem Fall von Marktversagen, dem sogenannten „market of lemons“.

Doch wie lässt sich dieses Modell auf die Finanzbranche übertragen?

Fakt ist, dass auch hier Wissensungleichheit zwischen Kunden und Bänkern herrscht. Dass diese Informationsassymetrie jedoch eine Gefahr für den gesamten Markt darstellen kann, hat das vorangegangene Beispiel untermalt. Hinzu kommen die Eigeninteressen beider Parteien: der Kunde möchte einen möglichst niedrigen Preis zahlen, der Anbieter seinen Gewinn durch Verkauf maximieren. Gewinn maximieren tut aber nur derjenige Verkäufer, der die Ware möglichst günstig einer möglichst großen Kundengruppe anbietet. Aus diesem Grund werden ehrliche Händler, welche sich durch hochwertige Beratung profilieren, dafür allerdings größere Summen verlangen (müssen), stückweise aus dem Markt gedrängt. Zurück bleiben all diejenigen, für die Qualität eher Nebensache und Eigenprofitmaximierung von größter Relevanz sind.

Doch wie für viele andere Bereiche des alltäglichen Lebens auch, bieten technische Innovationen einen möglichen Lösungsansatz. Digitale Finanzdiensleister ermöglichen den Kunden Zugang zu objektiven, umfassenden und hochwertigen Informationen und somit die Möglichkeit zur Emanzipation vom Bankberater. Stichwort Selbstbestimmung. Die Anbieter agieren frei von Eigeninteresse und im Sinne des Kunden, schließlich profitieren sie nicht von seinen Anlageentscheidungen. Doch jede Chance zieht bekanntermaßen auch eine Pflicht nach sich: Die Pflicht zur Information. Denn unabhängig entscheiden kann nur, wer sich mit dem ihm gebotenen Fakten beschäftigt und diese für sich nutzt. Freiheit heißt mit Nachnamen Verantwortung.

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